Auf dem Land herrscht Ärztemangel. Deswegen hat das Land NRW jetzt beschlossen, jungen Leuten, die Ärzte werden möchten und deren Numerus Clausus nicht ausreicht, den Weg zu ebnen. Wenn sie sich verpflichten, 10 Jahre als Landarzt zu arbeiten, wird ihnen der NC erlassen.
Ich finde das sehr gut! Ich war noch nie der Meinung, dass ein 1,0 Abi automatisch einen guten Arzt ergibt. Obwohl mich der Ärztemangel nicht betraf – bis gestern.
Donnerstag 20.30: Beim Aikido war noch gut, anschließend einkaufen, auch noch gut, dann plötzlich, – ich wollte nur die Schnalle meines Rucksacks schließen – starke Schmerzen in der Hand und der Mittelfinger lässt sich nicht mehr strecken. Ich denke ich habe mir beim Hantieren mit der Schnalle und der Tüte was ausgerenkt, werfe ein Ibuprofen ein und gehe ins Bett. Am nächsten Morgen will ich nur jemanden, der mir das wieder einrenkt.
Freitag 8.00: Anruf bei der Hausärztin: „Wir können ihnen leider nicht helfen. Hier ist schon alles dicht. Sie können es bei den Orthopäden versuchen oder im Krankenhaus Kalk“
Freitag 8.30: Anruf bei den Orthopäden: „Wir können ihnen leider nicht helfen. Hier ist auch schon alles dicht. Versuchen sie es beim medizinischen Notdienst oder im Krankenhaus Kalk“
Freitag 9.00: Ich mache mich zähneknirschend auf den Weg ins Krankenhaus Kalk. An der Rezeption der Ambulanz schickt man mich nach nebenan zu den Orthopäden des MHD. Nach geraumer Wartezeit untersucht mich eine junge Ärztin, ist aber nicht sicher und schickt mich zurück ins Krankenhaus Kalk zum Röntgen. Danach soll ich wiederkommen.
Freitag 12.41: Nach nur 2 Stunden Wartezeit ist die Röntgenaufnahme fertig und ich gehe zurück zum MHD. Die Vorzimmerdame empfängt mich schnippisch: „Jetzt ist geschlossen, kommen Sie Montag wieder.“
Freitag 13.00: Ich trete den Heimweg an, aber stelle fest, dass inzwischen der medizinische Notdienst im Krankenhaus Kalk eingetroffen ist. Der Junge Arzt sagt, mit blick auf das Altmetall im Arm: „Ich kann ihnen leider nicht helfen, nur Schmerzmittel geben. Ich kann ihnen aber eine Einweisung ins Krankenhaus schreiben, dass sich ein Unfallchirurg das ansieht.“
Nach nur 4 Stunden sitze ich nun doch im Wartezimmer der Ambulanz. Ich werde Aufgerufen und gerate in einen Behandlungsraum, wo ich eine Weile warte. Der junge Arzt sagt: „Ich kann ihnen leider nicht helfen,…“ Also irgendwie war ich da falsch, aber ich weiß nicht, warum. Er will einen Unfallchirurgen suchen und mit dem besprechen, was zu tun ist.
Eine ganze Weile passiert nichts, ich bitte eine vorbeieilende Schwester um ein Ibuprofen, das auch nicht kommt.
Ein anderer Arzt erscheint, schaut sich die Hand an, verschwindet wieder. Kommt schließlich mit der jungen Ärztin von morgens und dem dazugehörigen Chefarzt wieder. Der drückt und knetet auf meiner Hand rum (AUUUUAAAHHH!) und meint : „Interessant! Da haben sich Knötchen auf der Sehne gebildet, und die Sehne ist blockiert. So stark und so akut habe ich das noch nie gesehen.“ Er fördert ein Paar Schmerztabletten zutage. Mit Schmerzmittel soll ich versuchen die Sehne zu dehnen, ob sich das wieder löst und Montag wiederkommen. Sonst müsse das operiert werden.
17.45 Nach fast 10-stündiger Ärzteodysse bin ich wieder zu Hause.
Oje, gute Besserung!
Wobei ich sagen muss: das wäre dir auf dem Land nicht passiert. Du wärst nicht von Pontius zu Pilatus geschickt worden, weil es in der Tat gar keinen gegeben hätte, an den du dich hättest wenden können…
Bei uns in Österreich haben sie Aufnahmetests, damit die Deutschen ohne Numerus Clausus nicht alle bei uns Medizin studieren. Die österreichischen Ärzte wollen dann aber auch nicht alle für schlechte Bezahlung Landarzt werden. Wenn ich sowas habe wie du, gehe ich um 150 Euro privat zum Orthopäden. Mit dem, was die Krankenkasse organisiert, bin ich mittlerweile nicht mehr immer zufrieden. Ich fände OK, wenn die staatliche Versicherung nicht alles abdecken würde, aber dann sollten sie uns das auch ehrlich sagen.
Die eigentlichen ??? finde ich ganz am Anfang: ein Hausarzt, der keinen Platz für akute Fälle übrig hat?
Das kenne ich von hier nicht. Wartezeit, wenn Du ohne Termin kommst – klar. Aber weggeschickt zu werden???
Facharzt ist was anderes. Da musste ein Bekannter schonmal ins Krankenhaus, weil kein Orthopäde ihn früher als „in 8 Wochen“ behandeln wollte – alles dicht. Aber der Gute konnte nicht mehr sitzen, laufen, stehen, liegen….. Und ich habe nach durchtelefonieren mehrerer Ärzte „schon“ nach 4 Monaten bei einer Hautärztin einen Termin bekommen.
Und das Freitags früh, also in der Woche!
Da habe ich wirklich mir gewünscht, ich könnte mich nach HH zurück beamen. Mit der Ortho-Klinik nebenan war ich Orthopädisch absolut überversorgt. Die haben zwar jedesmal geknurrt, wenn ich da mit meinen kleinen Sportverletzungen spontan eingefallen bin, aber schnell und wirkungsvoll behandelt.
Oh je, ein LIKE ist da völlig unangebracht. Solche Odysseen hatte ich bisher noch nicht aber 2h warten bei meinem Orthodpäden MIT Termin sind keine Seltenheit,