Westerwald, Eifel, Niederrhein, und Bergisches Land an einem Tag, das sind ja vier Wünsche auf einmal! Ich fahre mit dem Zug nach Mechernich, rufe unterwegs einen Taxi-Bus und lande flott im Westerwald. Falsche Richtung?

Nein, ich bin im Freilichtmuseum in Kommern in der Eifel. Normalerweise fährt man da von Köln aus zweimal mit der Schule hin. Ich hatte eine vage Erinnerung an Fachwerkhäuser mit niedrigen Türen und kleinen Räumen und eine Windmühle, die wir besteigen konnten. Tatsächlich gliedert sich das Museum in verschiedene Baugruppen. Die erste ist der Westerwald.

letzter Blick auf den Westerwald

Die meisten Gebäude stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und können betreten werden. Man sieht, wie die Leute Es gibt im Westerwald auch ein Backhaus, einen Gasthof, einen Tante Emma Laden und verschiedene Werkstätten.
Nach einem letzten Blick auf den relativ reichen Westerwald gehe ich ein Stück durch den Wald und komme in die eher ärmliche Eifel.

Unter einem Baum sitzt die Ordensschwester Clara Fey und erzählt von der Gründung ihrer Armenschule. Reicher Kindersegen und Realteilung* hatten dafür gesorgt, dass die einzelnen Parzellen zu klein wurden um eine Familie zu ernähren. Die Eltern zogen in die Städte um zu arbeiten und ließen die Kinder zurück. Hatte dann der Papa einen Betriebsunfall, zogen die Kinder hungrig und bettelnd durch die Gegend. So viel zum Thema viele Kinder sind eine gute Altersversorgung.

Realteilung: Jeder Sohn erbt gleich viel.
Fidelkomiss: Ein Sohn erbt alles, die anderen gehen leer aus.

Wieder ein Stückchen Wald und schon bin ich am Niederrhein. Zwischen den Baugruppen sind immer kurze Waldabschnitte. Mir gefällt das gut, denn ma sieht nicht sofort, was einen im nächsten Ort erwartet. Andererseits bin ich wohl auch an manchen Ausstellungsstücken vorbeigelaufen, die ich vom Weg aus nicht gesehen habe. Zum Beispiel die Bockwindmühle, die früher am alten Eingang stand.

Hier wird gerade renoviert. Ich unterhalte mich mit einem der Darsteller. Er sagt, dass während Corona die Städter ins Museum geströmt sind, aber das wohl eher als Freizeitpark genutzt haben. Die fingen dann an zu grillen und haben mitgehen lassen was nicht niet- und nagelfest war. Deswegen sind viele Räume inzwischen durch Glasscheiben geschützt.

Dann fühle ich mich fast wie zu Hause, denn es geht ins Bergische Land. Häuser ähnlicher Machart stehen hier auch noch. Die Reichen ließen gern das Fachwerk mit Schiefer verkleiden.

Nebenan in Köln-Brück stehen leider zwei dieser schönen alten Häuser leer: Gut Wistorfs steht für schlappe 3.590.000€ zum Verkauf, die Zukunft der Gaststätte „em Hähnche“ ist ungewiss, seit das Brauhaus von den benachbarten Vinzentinerinnen gekauft wurde.
Aber zurück nach Kommern.

Noch ein Stückchen durch den Wald und dann lande ich im Rheinland des 20. Jahrhunderts.
Hier stehen Nissenhütten, die Nachkriegs-Notbehausungen neben Flüchtlingscontainern. In den Flüchtlingscontainern aus den 90ern ist noch immer der Geruch von vielen Menschen auf beengtem Raum wahrzunehmen.
Es gibt einen Gasthof und eine Milchbar aus den 50ern, einen 60er Jahre Bungalow und ein Fertighaus von Quelle.

Dann musste ich auch schon den Taxi-Bus für die Rückfahrt bestellen. Ich habe nicht alles gesehen, was es zu sehen gibt. Das Gelände ist ziemlich weitläufig. Ich muss also wohl nochmal hin. Für Mitglieder der NRW-Stiftung ist der Eintritt frei. Die Webseite ist auch schön zum stöbern.

Anfahrt: RE22, RE12, RB24 bis Mechernich dann weiter mit dem Taxi-Bus, 1/2 Stunde vor Abfahrt bestellen!