War nicht gerade noch Sommer? Als ich gestern aus meinem Diagnosemarathon* wieder auftauchte, sah hier alles noch normal aus, also spätsommerlich, für Oktober zu warm, bisschen trüb. Als ich dann heute früh vor die Tür trat, traf ich auf riesige Laubhaufen. Anscheinend hat es in der Nacht gestürmt und geschüttet, und die Platanen und Ahorne hatten kollektiv beschlossen sich zu entblättern. Zum Glück bin ich gerade nicht dran mit Laubhaufen schaufeln. Ich bin dann erstmal losgelaufen um einen Brief bei meiner Ärztin abzuwerfen und etwas einzukaufen.



Selbstkletternde Jungfernrebe Parthenocissus quinquefolia
Die selbstkletternde Jungfernrebe war auch errötet über Nacht. Sie wird auch als wilder Wein bezeichnet, was es nicht so ganz trifft, aber fast. Sie gehört zwar zur Familie der Weinrebengewächse, gehört aber einer anderen Gattung an als die Weinrebe Vitis vinifera . Man kann sich den Verwandtschaftsgrad in etwa vorstellen wie bei Vettern und Kusinen. Hübsch rot ist sie ja, aber eingebürgert, denn ihr eigentliches Verbreitungsgebiet ist Nord- und Mittelamerika. Als Zierpflanze kam sie und funktioniert bestens zur Fassaden und Dachbegrünung. Hier hängt sie sich aber auch in manche Bäume und Sträucher. Ich bin mir also nicht ganz sicher, ob sie ein Neophyt ist oder ein invasiver Neophyt.
*Erstaunlich was man beim Diagnosemarathon alles findet, wonach man gar nicht gesucht hat.
beim Diagnosemarathon.
„Hatten Sie mal eine Verletzung an der Lendenwirbelsäule?“
„Ääh, ja vor 40+ Jahren hat sich ein Dornfortsatz verabschiedet. Ich war damit hier zum Röntgen“
„Mal gucken, vielleicht haben wir dazu ja noch was…“
Jetzt ist mein Laboranten- und Bildarchivhirn angesprungen zum Thema 40 Jahre alte Schwarzweißnegative: Nachgeschwärzt, nicht ausfixiert? Bakterienfraß? Pilze? Silberspiegel? Fixflecken? …
Wo und wie hast du dir vor 40 Jahren einen Dornfortsatz abgebrochen? War das schon zur Zeit der Rheinischen?
Nein, danach, also entweder in der Lehre oder im ersten Semester. Jedenfalls stand ich an einer Trockenmaschine und trocknete Fotos und hinter mir stand so eine schwere Trockenpresse für Barytpapier. Die war damals von zwei Seiten bespannbar und hatte so ein Drehlager. Das habe entweder ich mit meinem Hintern ausgelöst, oder ein Student, jedenfalls ist mir das Ding ins Kreuz geknallt. Der Röntgenologe hat erst gar nichts gesehen auf der Aufnahme bis ich ihn gefragt habe: Was ist das denn für ein Brösel?
Und jetzt, 40 Jahre später machen die da so’n Drama draus.