Hannover fand ich immer langweilig und selbst Hannoveraner sagten, Hannover sei langweilig. Ab und zu habe ich dort gearbeitet und mein Weg zur Arbeit vom Bahnhof bestätigte den Eindruck. Dann kam die Weltausstellung und ich ging hin. Fast allein streifte ich über das beeindruckende Ausstellungsgelände. Stell dir vor es ist Weltausstellung und (fast) keiner geht hin. Von der Weltausstellung übrig geblieben ist der sehenswerte Zoo. Die Herrenhäuser Gärten hätte ich wohl gerne besichtigt, aber der „katastrophale Fehlgriff“ wollte nicht.
Nun aber war ich in Hannover gestrandet und verließ fluchtartig die licht- und luftlose Box. Die Herrenhäuser Gärten schienen ganz in der Nähe zu sein.


Von der Christuskirche und dem Pfarr- und Gemeindehaus ließ ich mich gern vom geraden Weg ableiten. In der Straße am Judenkirchhof sah ich etwas weißes blinken. Neugierig betrat ich die Toreinfahrt und landete in einem wunderschönen, begrünten Innenhof, dem Brüggemannhof. Die genossenschaftliche Kleinwohnungsanlage entstand 1912-1924 und steht heute unter Denkmalschutz. diese Oase in der Innenstadt hatte ich nicht erwartet.



Gleich daneben befindet sich der alte jüdische Friedhof. Er liegt auf einer eiszeitlichen Düne inmitten einer sonst flachen Umgebung. Besuchen kann man den Friedhof nur nach Anmeldung.

Quer durch den Welfengarten kam ich zur Herrenhäuser Allee vorbei an der Leibnitz-Universität die im Welfenschloss gelegen ist. Am Schloss war gerade die Feuerwehr zugange. hoffentlich bloß eine Übung.



Im Georgengarten, der nach englischem Vorbild als Landschaftsgarten umgebaut wurde, lockt ein wunderbarer alter Baumbestand einerseits und das Wilhelm-Busch-Museum andererseits. Letzteres merke ich mir für später, falls ich mal wieder Hannover heimsuche. Ich blieb also im Park und wanderte an einem lang gestreckten Teich vorbei, und ich fing instinktiv an, Vögel zu zählen.





Sehr viele Vögel, vor allem Graugänse. Es heißt ja, dass Kanadagänse die Graugänse verdrängen. Das deckt sich allerdings nicht mit meinen Beobachtungen. Hier, wo ich wohne gibt es mehr Kanadagänse auf den Feldern und in den Parks, während in Hannover, Hamburg und an der Küste entlang die Graugänse überwiegen. Ein QR-Code den ich dort finde und der mir die Vogelbeobachtungen der letzten Tage zeigt bestätigt meine Vermutung: Kanadagans ist dort selten.

Wie in vielen andere Parks werden auch hier nicht mehr alle Wiesen regelmäßig, sondern nur noch ein- bis zweimal im Jahr gemäht. An der wiese vorbei komme ich bei den Herrenhäuser Gärten an – zu spät – der Barockgarten hat gerade geschlossen.



So konnte ich nur durch die Türen linsen, während auch schon der kleine Hunger kommt.
Ich fuhr ein Stück zurück mit der Bahn und fand wieder einen aufgelassenen Friedhof mitten in der Stadt das ist schon etwas überraschend.

Der Neustädter Friedhof aus dem Jahr 1610 wurde 1876 geschlossen und dient heute als Park.

Am Klagesmarkt fand ich dann auch mein Abendmahl bei einem wirklich anderen Griechen.


St. Nikolai Friedhof
Und gleich am nächsten Morgen noch ein aufgelassener Friedhof mitten in der Stadt, der heute als Park dient. Der St. Nikolai Friedhof ist sogar noch älter. Im 13. Jahrhundert wurden dort vor allem Opfer der Lepra und später einer Pestepidemie bestattet. Der Friedhof gehörte zur Nikolaikapelle direkt nebenan. Die Ruine gilt als das älteste erhaltene Gebäude von Hannover.


So gesehen finde ich Hannover jetzt nicht mehr langweilig.
Ich war bisher nur zweimal kurz in Hannover, einmal zu einer Demo, die für mich sehr angenehm in dr Holländischen Kakaostube begann. Und später dann im Café K in Linden zum Bookcrossing Meetup. Linden ist ein sehr schöner, grüner und etwas öko angehauchter Stadtteil, der mir gut gefiel. Langweilig fand ich das nicht.
Ich glaube, da war ich auch mal zum Meetup