Die rot-weiße Raupe Nimmersatt.


Es ist ja nicht nur auf unseren Feldern so: Überall wecken Grünflächen kommerzielle Begehrlichkeiten, bebaut zu werden.

Derzeit liegt die tägliche Umwidmung von unbebautem Boden in Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland bei circa 56 Hektar am Tag werden davon werden rund 45 Prozent versiegelt. Quelle Bundesumweltamt.

Die rotweiße Raupe Nimmersatt symbolisiert, den Zweitligisten FC-Köln, der an den Rändern des äußeren Grüngürtels knabbert. Der plant am Rand des Grüngürtels ein Leistungszentrum für Profifußballer. Dabei sollte nach den Plänen des ehemaligen Oberbürgermeisters und späteren Bundeskanzlers der Grüngürtel allen Kölner Bürgern zur Erholung und Entspannung zur Verfügung stehen. von Einzelinteressen und Bebauung war nie die Rede. Die Sache ging vor Gericht.

Die Bürgerinitiative Grüngürtel für alle hatte zu einem Spaziergang durch den Grüngürtel geladen, der leider nicht besonders groß beworben war.  Ich ging zum Treffpunkt: Fußgängerbrücke, die vom Beethoven-Park über den Militärring zum Decksteiner Weiher führt.

Ah, da sind sie ja!

Oh nein! Da steht ein dicht gefügter schwarzer Block, der eine FC-Fahne schwenkt! Bin ich einer Fehlinformation aufgesessen? Nein: Die FC-„Fans“ hatten den Zugang von der Brücke zur richtigen Demo versperrt. Da muss ich irgendwie vorbei. Demophobie lass nach! Andere Leute fragen auch: „Wo ist die Raupe?“

Geschafft! Das ist die richtige Demo!

Anlass für den Spaziergang ist der „Kompromiss“ der Stadt mit dem Profi-Verein, der schon bei der nächsten Ratssitzung durchgewunken werden soll. vollendete Tatsachen sollen geschaffen werden bevor das OLG Münster sein Urteil gesprochen hat.

Der schwarze Block rückte uns mit Trommeln und Kampfgesängen von hinten auf die Pelle und störte die friedliche Demo. Die Erläuterung zum geplanten Leistungszentrum des 1. FC Köln im Denkmal- und Landschafts-geschützten Grüngürtel ging im Lärm unter.

Man hört nix

Die herbeigerufene Polizei unternahm erstmal nichts, entschied sich aber dann doch, die „Fans“ wenigstens etwas auf Abstand zu halten. Den Lärm verhinderte sie nicht.

Na endlich!

Der Spaziergang ging weiter und die Erklärung zum „Kompromiss“ wurde an etwas ruhigerer Stelle nachgereicht: Die Gleueler Wiese bleibt vorläufig unangetastet. Statt dessen soll der FC sein Hochleistungszentrum da errichten, wo er sowieso schon trainiert.

also hier

Der Kompromiss sieht so aus: Die Gleueler Wiese bleibt „vorerst“ unangetastet. Der Zweitligist bekommt ein 100jähriges Erbbaurecht. und darf an dieser Stelle Kunstrasenplätze und eine Halle in der Größe eines Möbelzentrums errichten. Außerdem fordert der Profi-Club die Nutzungsrechte für zwei Sportplätze am Fort Deckstein.
100jähriges Erbbaurecht bedeutet 100 Jahre Bodenversiegelung, Zerstörung des unter Landschafts- und Denkmalschutz stehenden Grüngürtels und 100 Jahre Nutzungsentzug für die Kölner Bürger. Nutzungsrechte bedeutet: Auf Fußballfeldern die bisher dem Breitensport dienen, auf denen hunderte kleine und große Fußballer kicken, trainieren in Zukunft die Profi-Kicker.

Die rotweiße Raupe

Es ist ruhiger geworden. Anscheinend wurde die Gegendemo der Fans aufgelöst. Die Raupe zieht weiter, am Decksteiner Weiher entlang zum Fort Deckstein. Die Träger und Trägerinnen zeigen erste Ermüdungserscheinungen. Die Arme werden schwer und es ist heiß unter der Raupe.

Am Fort Deckstein endet der Spaziergang. Noch ein Einwurf: „Die Amateure der drei Breitensportvereine finden das ganz gut, wenn der FC da mittrainiert. Weil sie sich Verbesserungen ihrer Anlagen erhoffen.“ Die Naivität von Amateurfußballern überrascht mich immer wieder, obwohl ich ja durch die Debatte zur Bebauung unserer Felder reichlich Erfahrung damit habe.

Glauben die im Ernst, sie könnten hier kicken wie gewohnt, wenn erstmal die Profis hier eingezogen sind?

Demozug mit An- und Abreise.
unten rechts: hier soll das Leistungszentrum hin
oben links:diese Plätze will der FC zusätzlich

2 Kommentare

  1. Das ähnelt SEHR den Plänen des FCSt.Pauli!!! Hier an der Kollau wird Feucht-Biotop zerstört werden und die Politiker sagen, die könnten nichts dagegen tun :-(( Protest’Gruppe ist am Thema dran…

    • Es ist überall das selbe. 😢 bis sie irgendwann merken, dass Fußbälle und Kunstrasen keinen Sauerstoff produzieren. Bei uns könnte die Stadt durchaus etwas dagegen machen. Der Grüngürtel gehört allen Kölner Bürgern. Nicht dem FC.

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