
Gremberghoven ist eigentlich ein Nachbarort von Rath. Hätte ich jetzt nicht gedacht, denn mit dem Rad würde ich da nur in selbstmörderischer Absicht hinfahren, es ist umgeben von Autobahnen und Straßenschneisen. Ein paar mal bin ich mit dem Bus durchgefahren, fand die Gegend ziemlich abgewrackt aber interessant abgewrackt. Ich fahre also mit dem Bus mit der S-Bahn bis Steinstraße, um wieder einmal bekloppte Hobbies zu verbinden. Stadtteile-Challenge, einen Bücherschrank suchen, und mal raus an die frische Luft.

Die ehemalige Bahnarbeitersiedlung Gremberghoven hätte ich auch am Tag des offenen Denkmals besuchen können, aber da haben App und Webseite nur jeweils einen Bruchteil des Angebotes gezeigt. In der Nähe des Rangierbahnhofs Gremberg wurde die Siedlung von Hanns Martin Kießling als Gartensiedlung geplant. Sie wurde zwischen 1919 und 1929 für Beamte und Angestellte der Reichsbahn gebaut.

Bis heute sind große Teile der Siedlung erhalten. Neben im „Heimatstil“ errichteten Ein- und Mehrfamilienhäusern gibt es immer noch große Mietergärten und viele Fußwege. Das Konzept der weitgehend autofreien Siedlung wurde also schon Anfang des vorigen Jahrhunderts erfunden.

Momentan wird die denkmalgeschützte Siedlung restauriert. Das ist wohl der Grund dafür, dass die Busse nicht fahren. Überall stehen Baugerüste und Schuttcontainer. Manche Häuser haben schon neue Fenster bekommen.

Das Musterhaus war das erste Gebäude, das in Gremberghoven gebaut wurde. Hier hat der Bauleiter gewohnt.

Am Bahnhofplatz renne ich zunächst an meinem Bücherschrank vorbei, weil der Bahnhofplatz ein Parkplatz ist und auch noch Mülltonnen vor dem Schrank geparkt sind. Ich lasse ein Buch frei und mache ein Foto des Schranks.
Ebenfalls am Bahnhofplatz: Die Achse einer Eisenbahn als Denkmal, das an den ehemaligen Bahnhof erinnert. Das ist nicht nur ein Teil des Kulturpfades Porz, sondern auch der Via Industrialis, die verschiedene Industriedenkmale verbindet. Leider auch dieser schöne Ort von vorne komplett zugeparkt.


Der Kern der Siedlung war als Oval angelegt und ist in der Form weitgehend erhalten. Das Torhaus verbindet Die Siedlung mit den Gärten der Mieter. Hier sieht man das gut von oben.
Mittlerweile gibt es keine Felder mehr, sondern Autobahnkreuze und andere Straßenschneisen.

Ich schlendere weiter den Kulturpfad entlang, durch die ehemalige Arbeitersiedlung. War bestimmt nicht die schlechteste Wohngegend, denke ich mir. Arbeitersiedlungen gab es also nicht nur im Ruhrgebiet, sondern fast an allen größeren Industrie- und Firmenstandorten. Warum also werde ich ausgelacht, wenn ich sage: „Wenn es keinen bezahlbaren Wohnraum gibt, müssen die Firmen eben wieder Wohnungen stellen“?

Mich wundert außerdem, dass die Eisenbahnsiedlung so erhalte geblieben ist. Im Ruhrgebiet haben die Bewohner vergleichbarer Siedlungen sich in den 70ern vor die Abrissbirnen gestellt.
Vielleicht gibt es nächstes Jahr wieder eine Führung.

Leider ist die frische Luft feuchtkalte Luft. Die Art von feuchter Kälte, gegen die keine Regenjacke hilft, sondern die langsam aber sicher durch die Kleidung dringt. So komme ich schon ziemlich durchgefroren am Bahnhof an, und darf dann noch eine halbe Stunde weiter frieren und auf die Bausünde von nebenan starren: Finkenberg.

Als ich zu Hause ankomme, ist es schon fast dunkel.
