We/trans/Form


Spitzwegerich

Meine Knie funktionieren ausnahmsweise.
Ich will raus, ich will wandern, ich will Rad fahren, ich will die neue Kamera ausprobieren – doch mein Gegenspieler heißt seit Tagen: Starkregen.

Von oben sieht es sonnig aus. Ich gehe in den Garten, eine dunkle Wolkenwand baut sich auf – also gehe ich wieder hoch. Kaum bin ich oben, scheint die Sonne. Ich gehe erneut in den Garten, und wieder zieht eine dunkle Wolkenwand auf …

Ich will nur mal eben den Müll rausbringen – und renne direkt in eine Wasserwand.
Der Jungmieter hatte den Ehrgeiz, zu grillen, während vor meinem Fenster das Wasser in Strömen herunterrauschte.

Summm

So ging das tagelang. Ich kapitulierte vor dem Klimawandel und ging ins Museum.

Bundeskunsthalle
Wasserspaß für Groß und Klein

Viel lässt sich bei der Nikon einstellen – auch Dinge, bei denen ich nur denke: „Wat soll dä Driss?“
Aber was die Fotoformate angeht, bleibt sie angenehm klassisch und sparsam: Kleinbild, Quadrat und 16:9, das Filmformat. Mehr brauche ich auch nicht – zuschneiden kann ich hinterher immer noch selbst.

Hier geht’s rein

WEtransFORM  zur Zukunft des Bauens heißt die Ausstellung, die ich mir ansehen wollte.
Die Bauwirtschaft zählt zu den größten Ressourcenverschwendern und ist ein wesentlicher Treiber des Klimawandels. Dabei sind unsere Städte im Grunde längst fertig gebaut.
Es geht also darum, Ressourcen zu schonen – Gebäude nicht abzureißen, sondern wiederzuverwenden.
Auch Stadtbegrünung, alternative und traditionelle Baustoffe spielen eine Rolle.

Blick zurück

Die ersten Teile der Ausstellung wirkten sehr kleinteilig: viele kleine Fotos, viele kleine Modelle. Dazu kam eine grellbunte Beleuchtung und unterschiedliche Bodenbeläge, die es mir nicht leicht machten – mal stolperte ich, mal erwartete ich eine Kante, wo keine war.
Ich kam mir vor, als wäre ich betrunken.

In den Glühbirnen flattern durch Bewegungsmelder ausgelöste Insekten

Eins von vielen Holzmodellen

Fotografieren ist in der Bundeskunsthalle ausdrücklich erwünscht.
Ich hatte nicht nur die Nikon, sondern auch das Fon dabei – sogar die Kopfhörer hatte ich eingesteckt. Zum Glück, denn so konnte ich mir Erläuterungen anhören und Interviews mit Architektinnen und Architekten verfolgen.

Ein großer Teil der Ausstellung widmet sich alternativen Baustoffen: Algen, Pilzen, nachwachsenden Pflanzen.

Den organischen Pavillon aus Algen fand ich sehr gemütlich, habe mich aber gefragt, ob der bei Starkregen wirklich wetterfest ist oder ob er sich dann sofort zersetzt.

Gerade die Abteilung mit den alternativen Werkstoffen überraschte durch ihren Wohlgeruch.
In das Schuppentier-Schneckenhaus wäre ich am liebsten eingezogen – schon allein, weil es so gut roch.

Was außen aussieht wie ein Schuppentier

ist innen ein gemütliches Schneckenhaus

Nach der doch etwas anstrengend beleuchteten Ausstellung zog es mich ins Tageslicht – genauer gesagt auf’s Dach der Bundeskunsthalle.
Hier kann man zur Zeit Minigolf oder Tischtennis spielen oder einfach in der Liege entspannen, bis sich wieder eine dunkle Wolkenwand erhebt.

Nach dem Besuch auf dem Dach habe ich mir noch eine Fotoausstellung angeschaut. Susan Sonntag: Sehen und gesehen werden. Hier war Fotografieren nicht erlaubt.







Noch ein Blick auf die Wasserspiele

ÖPNV: RE 5, RB 26, RB 48 bis Bonn UN Campus, KVB Linie 16 bis Heussallee