Man kann sich auch zu Tode fitzeln. Alle Jahre wieder fahre ich meist mit dem Rad zum Aachener Picknick: 2019 über Düren, 2020 – zwischen zwei Lockdowns – über die Wasserburgen-Route, danach immer über Jülich, wenn ich mit dem Rad unterwegs war. Dieses Jahr wollte ich mal wieder über Düren, obwohl ich die Strecke als etwas „fies im Abgang“ in Erinnerung hatte. Was der mittlerweile bewährte Bikerouter empfiehlt, gefällt mir diesmal gar nicht: immer an der Autobahn entlang, hinter Düren ganz um den Tagebau herum – ewig lange wäge ich die 4 Vorschläge ab und am Ende plane ich die Strecke also doch wieder selbst.



Frühstück mit Geflügel
Auf Basis der alten Tour, aber etwas abgewandelt: Damals bin ich 63 km von Rath nach Düren gefahren. Dieses Mal verzichte ich auf die Anfahrt am Grüngürtel entlang und starte am Decksteiner Weiher. Während die einen noch schlafen, die anderen schon baden oder ihr Gefieder pflegen, esse ich noch ein Brötchen. Dann geht es los.
Kontrastprogramm: Eben noch Park mit Weiher und Gehölzstreifen, kurz danach landwirtschaftliche Fläche.


Burg Gleuel
Ich gönne mir eine Runde um die Gleueler Burg. Sie geht auf eine hochmittelalterliche Wasserburg zurück, deren zweigeschossiges Burghaus 1632 erweitert wurde. Der Park ist öffentlich zugänglich, die Burg jedoch Privatgelände. Heute sind darin Büros untergebracht.


Die beiden Blechkerle sind immer noch gut in Form.
Die Anfahrt auf die Wilhelmshöhe ist einfacher als ich dachte. Hier oben auf der Berrenrather Börde stehen Windräder, eine Weihnachtsbaumzucht und Bauernhöfe, die aus dem Tagebau umgesiedelt wurden.
Auf der anderen Seite geht es um so schneller herunter, und so komme ich bald schon beim Schloss Türnich an.


Allee im Schlosspark und Schloss Türnich
Leider hat das Café geschlossen, an dem ich Pause machen wollte, aber das Fon bekommt sein Ladekabel angesteckt.
Der Kerpener Bruch ist einer der letzten Hartholzauwälder an der Erft. Grundwasserabsenkungen durch den Tagebau und die Kanalisierung der Erft setzen ihm zu. Dennoch vermittelt er einen Eindruck davon, wie die Auwälder entlang unserer Flüsse einst ausgesehen haben.
In Erftstadt folgt eine Futtersuchrunde, bis ich endlich bei einem Bäcker eine Quiche finde.
An einem Damwildgehege vor der Burg Bergerhausen übe ich mich in Geduld und Tierfotografie. Wusste gar nicht, dass eine Damhirschkuh so ausdrucksvolle Gänge zeigen kann.
Die Wasserburg Bergerhausen wurde im 13. Jahrhundert erbaut und war der Stammsitz der Ritter von Bergerhausen. Heute wird sie gern für Veranstaltungen genutzt und diente auch schon als Filmkulisse.
Hinter Blatzheim kommt dann auch der schwierige Teil der Tour.
Nicht schwierig zu fahren, aber mit Vorsicht zu genießen. Kein Baum, kein Strauch, nur plattes Land und weite Felder. Wenn es heiß ist, droht Hitzschlag oder Sonnenstich, bei Gewitter kann das Fahrrad Blitze anziehen.


Auf’s platte Land und dann immer geradeaus
Ich hatte aber Glück. Leichte Bewölkung und leichter Wind machten die Fahrt angenehm.


Im Land des Kohls und der Kartoffel
Eigentlich wollte ich gar nicht nach Düren hineinfahren, sondern hatte ein Zimmer in Birkesdorf reserviert. Doch es kam anders. Zuvor hatte ich dort angerufen und nach einem Fahrradstellplatz gefragt. „Ja, ja, das könne im Flur stehen“, hieß es. Gleich danach, zwei Tage vor der Tour, kam dann schon die Aufforderung, online einzuchecken – das kam mir merkwürdig vor. Wegen der Hitzewelle war ich noch unsicher, ob ich überhaupt mit dem Rad fahren könnte.
Als ich schließlich ankam, stellte sich heraus, dass es gar keinen Fahrradstellplatz gab. Also storniere ich die Reservierung und rufe in Düren an, wo ich ein Hotel mit Tiefgarage kenne. Die zusätzlichen vier Kilometer schaffe ich auch noch locker. Der junge Mann an der Rezeption kennt sich hier aus und sagt: „Vor zwei Tagen hätten Sie wegen der Hitze hier nicht fahren können.“

Übernachtung: Dürens Posthotel











Mein Revier 😁😁😁