Paris sans velo


„Paris a Velo“ so hieß eine Gruppenreise, die ich 2002 gemacht habe. Das komplizierteste daran war, mein eigenes Rad mitzunehmen, aber das ist eine andere Geschichte. Radfahren in Paris, war damals schonerstaunlich unkompliziert, weil es zwar schmale, aber vom Autoverkehr getrennte Radspuren gab und wo es sie nicht gab, die Autofahrer nicht so aggressiv wie bei uns.

Paris a velo

Seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2014 hat Bürgermeisterin Anne Hidalgo Paris grundlegend umgestaltet: Über 100 Straßen wurden für den Autoverkehr gesperrt, die Parkgebühren für SUVs massiv erhöht, Zehntausende Parkplätze entfernt und das Radwegenetz erheblich erweitert – mittlerweile erstreckt es sich über 1.300 Kilometer. Ebenso wurde im nahezu gesamten Stadtgebiet das Tempolimit von 30 km/h eingeführt. Durch diese Maßnahmen sowie durch Entsiegelung und Stadtbegrünung hat sich das Stadtklima deutlich verbessert. Das hätte Frau Reker sich mal trauen sollen.
Ich bin also spontan und leider ohne Rad nach Paris gefahren. Im Eurostar von Köln geht das schnell und einfach, aber das Rad darf nicht mit.
Auf der Hinfahrt war es leider durchgehend neblig. Also habe ich angefangen, Ein Jahr in Paris zur Einstimmung auf die Stadt zu lesen. Darin beschreibt die Autorin Silja Ukena, wie sehr die Pariser ihre Metro lieben, während sie selbst durch endlose Gänge irrt und die Orientierung verliert. Kaum war ich aus dem Zug gestiegen, landete ich auch schon in einem scheinbar endlosen Metro-Gang auf der Suche nach einem Ticketschalter. Das Ticket, das ich schließlich bekam, war anscheinend zu teuer – nämlich für fünf oder sogar nur drei Tage teurer als unser Deutschlandticket, selbst nach der aktuellen Preiserhöhung.
Ich finde die Metro 5 und die Metro 3 und an der Haltestelle Gambetta finde ich wieder heraus.
Nachdem ich eingecheckt habe und etwas gegessen, scheint auch plötzlich die Sonne.

Ich nutze also die Gelegenheit, eine kleine Runde über den Friedhof Pere Lachaise zu drehen, denn das Hotel liegt praktisch hinter dem Friedhof. Ich hatte ihn weniger steil und steinig in Erinnerung, bin aber das letzte Mal von der anderen Seite hereingekommen. Ich klettere also zwischen verfallenden Gruften und pompösen Grabmalen hindurch. Jimi Morrissons Grab sieht immer noch aus, wie eine kleine Müllkippe, mittlerweile ist es durch ein Metallgitter abgesperrt, weil es etliche Diebstähle und Vandalismusfälle gab. Ich sitze eine ganze Weile an dem runden Platz und betrachte Leute, die mit Plänen in der Hand nach den berühmtesten Gräbern suchen.

Abends bin ich noch zu einem Bookcrossing-Treffen eingeladen. Ich nehme einen Bus, damit ich noch etwas von der Stadt sehe, laufe noch ein Stück an einem schönen Park entlang und finde den Treffpunkt. Silja Ukena schreibt, dass sie sich bei einem Treffen sprachlich auf das Niveau einer Dreijährigen zurückversetzt fühlt. Genauso geht es mir auf dem Treffen auch. Mein bisschen Französisch ist fast ganz weg. Außerdem sind Pariser:innen viel leiser als Kölner:innen. Das ist schön, denn es ist möglich sich zu unterhalten ohne gegen den allgemeinen Lärm anzukämpfen und blöd, wenn die Hörgerätebatterien leer sind. Ich bin mit dem Bus gekommen, weil ich so mehr von der Gegend sehe. Die Pariser Crossies empfehlen die Metro. Und so habe ich noch mit zweimal Umsteigen reichlich Gelegenheit mich in der Metro zu verlaufen.