Fairkehr


Begrüntes Gleis in Paris

Am Anfang war die Metro

„Die Metro ist immer pünktlich, fährt in kurzen Abständen, ist gut ausgeschildert und jede Linie hat ein eigenes Gleis! Eine Metropole wie Köln braucht auch eine Metro“

So schallt es mir jedes Mal entgegen, wenn es um die vermaledeite Ost-West-Achse geht: Noch ein Milliardengrab-Tunnel für Köln. Ich bin aus guten Gründen fürs Obenbleiben – jetzt erst recht, nachdem ich ausgiebig in den zweifelhaften Genuss der Metro gekommen bin.

Die Metro ist immer pünktlich, fährt in kurzen Abständen, ist gut ausgeschildert, und jede Linie hat ihr eigenes Gleis – das stimmt. (Nein, Köln ist keine Metropole.)

Die erste Linie der Pariser Métro wurde am 19. Juli 1900 anlässlich der Weltausstellung in Paris eröffnet. Seitdem ist Paris gewachsen, und die Metro ist mitgewachsen – möglichst immer, bevor ein neuer Stadtteil entstand.

Aber eines hat sich seit 1900 nicht geändert: Die Metro ist absolut nicht inklusiv. Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen wurden nicht mitgeplant und bleiben außen vor. Es gibt keine Aufzüge! Am Anfang eine Treppe abwärts, durch ein enges Drehkreuz; an den Umsteigehaltestellen lange Gänge von einem eigenen Gleis zum anderen, noch mehr Treppen, rauf und runter – und ein Stückchen Rolltreppe aufwärts nur am Ausgang.

Ich brauche mit meiner Kniearthrose einen Aufzug oder eine Rolltreppe abwärts. Was nützt es mir, wenn die überfüllten Bahnen alle vier Minuten fahren, ich aber zehn Minuten brauche, um von einem Gleis aufs andere zu gelangen?

Gambetta

Zum Glück gibt es inzwischen einige Buslinien. Große, leise E-Busse fahren quer durch die Stadt, direkt ab der Place Gambetta. Dort habe ich im Quartier Père Lachaise gewohnt. Wenn man die Wanderungen durch das Gedärm der Metro abzieht, ist man oberirdisch nicht einmal langsamer. Einen Busfahrplan habe ich leider nicht gefunden. Hilfreich war jedoch eine Internetseite: https://www.rome2rio.com spuckt nicht nur Fernverbindungen, sondern auch ÖPNV-Verbindungen aus.

Wie viele Autospuren seht ihr?

Der Radverkehr wurde massiv ausgebaut. Anfangs habe ich gar nicht kapiert, dass das Radspuren sind – keine Autopisten.
Auch das mit den Superblocks habe ich lange nicht verstanden. Auf dem Foto von Gambetta sieht man ungefähr, wie das funktioniert: Eine Autospur ist Einbahnstraße, die andere wurde dem Radverkehr „geopfert“ und zu einem geschützten Zweirichtungsradweg umgebaut.
Dazwischen gibt es kleine, autofreie Straßen und solche, in die nur Anwohner und Taxis einfahren dürfen. Das muss man wissen. Ich habe öfter am Straßenrand gestanden – dort, wo überhaupt kein Auto kommen konnte.

So geht Radfahren.
von vorn nach hinten:
zweispuriger Radweg, begrüntes Gleis, Autospur.

Und seit 1992 gibt es auch wieder oberirdische Straßenbahnen als Ringverbindungen. Die habe ich dann natürlich auch ausprobiert.