selektive Unaufmerksamkeit


Eigentlich wollte ich ja schöne Bilder aus Hamburg bloggen, aber:P1000359

Manche wussten es schon: Der Hausmieter ist zahlungsunfähig und hat Hals über Kopf in die Türkei rüber gemacht. Na toll!
Immerhin gut, dass er schnell und schmerzlos verschwunden ist und nicht einfach weiter gewohnt hat, ohne Miete zu zahlen. (Natürlich hat er auch sein kleines, persönliches Schlachtfeld hinterlassen, aber naja, geht noch.)
Also ging es jetzt wieder los mit Exposé aktualisieren, online stellen, Anfragen sichten, telefonieren, besichtigen…
Und da frage ich mich: Warum schreibe ich eigentlich ein ausführliches Exposé, wenn es doch keiner liest?
Im Exposé nämlich steht klar und deutlich:

 Wegen der Raumaufteilung (Durchgangszimmer) im Dachgeschoss eignet sich das Objekt für eine Einzelperson oder ein Paar mit einem kleinen Kind.
Es eignet sich nicht für WG, mehrere Kinder oder erwachsene Kinder.
Es ist nicht behindertengerecht.

Aber nee, da kommen Anfragen von Leuten mit erwachsenen Kindern, oder mehreren Kindern und last not least die Frau, die mir eine nette, fünfköpfige Flüchtlingsfamilie aufschwatzen will und am Telefon einfach über mich („Ist schon versprochen“… „keine fünf Personen“) hinweg quatscht. Bis ich zur bissigen Bibo mutiere und frage ob sie meine Informationen geistig weiterverarbeitet hat. (Ich kenne mich gar nicht so)
Nein, da passen keine fünf, keine vier, sondern nur 2 1/2 Personen rein. Weil ich da aufgewachsen bin, kann ich ja wohl realistisch beurteilen, was da reinpasst und was nicht.
Versprochen war es tatsächlich schon. Gegen meine Bedenken an eine Familie mit einer 18jährigen Tochter. Weil der Papa mir gezeigt hat, wie er das machen will, dass die Tochter doch reinpasst. Klang logisch, die waren auch nett und bekamen den Zuschlag. Heute früh standen sie dann mit der Tochter vor der Tür und einem Zollstock um dann erst festzustellen, dass die hochwertigen Boxspringbetten es wohl nicht die Treppe hoch schaffen und die Tochter auch keinen Bock auf das Haus hat.
Und ich sag‘ noch: „Nicht für erwachsene Kinder geeignet.“ Aber nee, erstmal fest zusagen und dann erst feststellen: „Tatsächlich nicht für erwachsene Kinder geeignet.“
Offensichtlich ist bei vielen Leuten das Suchschema: Bilder gucken,  haben wollen, anklicken. Das ist Zeitverschwendung für alle Beteiligten.
Gut, dass ich die Anzeige noch nicht gelöscht habe. Es gibt noch hoffnungsvolle Kandidaten, die können aber in der Woche nur abends besichtigen.
Wünscht mir Glück und nette Mieter
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Die Fotos sind tatsächlich aus Hamburg.

Ein Kommentar

  1. Tja, die Kulturtechnik Lesen wird immer seltener mit Verstehen verknüpft. Könnte uns eigentlich egal sein – wenn diese Leute dabei nicht so freizügig mit unserer Zeit und unserem Geld umgehen würden. Toi toi toi für die weitere Suche GEEIGNETER Interessenten

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