Vor genau 50 Jahren veröffentlichte der Club of Rome seinen Bericht: Die Grenzen des Wachstums.
Die zentralen Schlussfolgerungen daraus lauten:
1. Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit führt dies zu einem ziemlichen raschen und nicht aufhaltbaren Absinken der Bevölkerungszahl und der industriellen Kapazität.
Quelle: http://1000dok.digitale-sammlungen.de/dok_0073_gwa.pdf Datum: 20. September 2011 um 19:55:04 Uhr CEST.
2. Es erscheint möglich, die Wachstumstendenzen zu ändern und einen ökologischen und wirtschaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, der auch in weiterer Zukunft aufrechterhalten werden kann. Er könnte so erreicht werden, daß die materiellen Lebensgrundlagen für jeden Menschen auf der Erde sichergestellt sind und noch immer Spielraum bleibt, individuelle menschliche Fähigkeiten zu nutzen und persönliche Ziele zu erreichen.
3. Je eher die Menschheit sich entschließt, diesen Gleichgewichtszustand herzustellen, und je rascher sie damit beginnt, um so größer sind die Chancen, daß sie ihn auch erreicht.
© BSB München
Die einzigen Kritikpunkte die immer wieder geäußert wurden waren die zeitlichen Prognosen, die zu kurz gefasst waren. Das lag allerdings daran, dass die Nahrungsmittelproduktion Mit Kunstdünger, Pestiziden und Neuzüchtungen verbessert wurde und noch ein paar unerschlossene Rohstoffquellen gefunden und erschlossen wurden.
Sie hatten so Recht:
Auf einem endlichen Planeten ist endloses Wachstum nicht möglich.
Ein paar von uns damals haben es wenigstens kapiert, es gab die Umwelt- und Friedensbewegung, wir hatten weniger oder verzichteten ganz auf Kinder*, hielten unseren Konsum in Maßen um das vom Club of Rome geforderte Gleichgewicht zu erhalten. In manchen Ländern, wie China gab es sogar eine Ein-Kind Politik.
Und jetzt?

Jetzt beschränkt sich der Wachstumsverzicht auf die Forderung auf Fleisch zu verzichten, damit die Regenwälder in Brasilien nicht gerodet werden um Soja** für die deutsche Fleischindustrie anzubauen.
Aber alles andere muss wachsen!
Allem voran die Wirtschaft.
Unsere Bevölkerung muss wachsen, damit die Wirtschaft wächst und die Renten sicher sind, (aber die Bevölkerung in Afrika darf nicht wachsen).
Wir sollen immer mehr billigen Ramsch konsumieren, damit die Wirtschaft wächst.
Und nicht nur die Wirtschaft muss wachsen, auch Städte müssen wachsen, Köln muss wachsen, Rath-Heumar muss wachsen, von nebenan wächst mir ein Gewerbegebiet entgegen und dem Fußballverein muss ein Kunstrasenplatz wachsen, damit er nicht untergeht.
Autos wachsen auch. In die Höhe und in die Breite. Rund 70% der Neuwagen sind schon breiter als zwei Meter. Der ADAC forderte 2011 daraus als logische Schlussfolgerung breitere Fahrspuren. Die Straßen wachsen aber nicht mit.
Die Wohnfläche pro Person ist auf 47qm gewachsen. Das ist gut doppelt so viel wie 1970. Aber bezahlbar soll sie sein. Deswegen werden ganze Stadtteile aus der grünen Wiese gestampft. Jeder der kann, versucht noch von der Immobilienblase zu profitieren, bevor sie platzt. Und sie wird platzen. Denn es findet ein Generationswechsel statt. In den 60ern und 70ern des vorigen Jahrhunderts wurden nicht nur solche Scheußlichkeiten wie der Kölnberg geplant und umgesetzt, sondern auch massenhaft günstige Baukredite an junge Familien vergeben. Die damals jungen Eltern die in diese Siedlungen zogen, waren alle ungefähr gleich alt und sind jetzt ungefähr zwischen 80 und 90, wenn sie nicht schon gestorben sind. Diese Häuser nun werden an meine Generation, jetzt zwischen 55 und 70 vererbt. Von uns wurde aber höchstmögliche Mobilität erwartet um auf dem Arbeitsmarkt überhaupt eine Chance zu haben. Unser Lebensmittelpunkt liegt dann vielleicht eher in Hamburg als in Köln. Die Häuser werden also entweder selbst bewohnt, an die Enkel weitergereicht, vermietet oder verkauft werden. Und spätestens wenn meine zahlreiche Generation langsam ausstirbt, platzt die Blase. Dann gibt es mehr Wohnraum als überhaupt verkauft oder vermietet werden kann. Und dann werden, wie im Osten nach der Wende, ganze Stadtviertel geschleift werden müssen, weil dort niemand mehr wohnen will. Aber vorher werden Flächen versiegelt, werden sich die Städte aufheizen, werden Arten verschwinden und Lebensmittel kommen sowieso aus dem Supermarkt. Was wir jetzt brauchen ist eine intelligentere Nutzung der bereits vorhandenen bebauten oder versiegelten Flächen. Mehr kleinere, behindertengerechte Wohnungen für Singles, Studenten, ältere Menschen. Wohnungen, die sowohl WG- als auch familientauglich sind. Was wir nicht brauchen sind grenzenlos wuchernde Neubaugebiete in denen dann überdimensionierte Einfamilienhäuser auf briefmärkchengroßen versiegelten Grundstücken wachsen und wo man den Nachbarn durch’s Fenster in den Kochpott gucken kann.
*Die Frauen meiner Generation wurden in den 90ern massiv angefeindet, weil sie nicht genug zukünftige Rentenzahler erzeugt haben, und jetzt wird die „Boomer-Generation“ angefeindet weil sie mehr sind und somit die angebliche Macht an der Wahlurne hat.
Wären wir doch fruchtbarer gewesen und hätten uns vermehrt, dann wäre Soylent Green schon Realität.
**Soja allerdings ist nur das Ende der Kette. Soja als Leguminose wächst, wo nichts mehr wächst. Am Anfang werden Schneisen in den Regenwald geschlagen um wertvolles Holz und Bodenschätze auszubeuten. Auf diesen Schneisen kommen Squatter, landlose Menschen, die sich ein Stückchen Land roden um ihre Familie zu ernähren. Sie sind fruchtbar und mehren sich, wenn der gar nicht so fruchtbare Regenwaldboden ausgewaschen ist, ziehen sie weiter und roden ein neues Stück Land, sind fruchtbar und mehren sich, ziehen weiter usw. und dann erst wird auf den abgewrackten Flächen Soja produziert.
Das meiste Soja, das in die EU importiert wird, kommt übrigens aus den USA, wo überhaupt noch nie Regenwald gewachsen ist.
Ohja, Bibo, wie wahr – und wie düster! 😦
Zum Thema Babyboom: Auch ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, wo unsereine (kinderlos) zur Sozialschmarotzerin erklärt wurde – weil wir ja nicht für Die sorgen, die unsere Renten bezahlen sollen. Daß wir jetzt die ganze Kinderinfrastruktur mitfinanzieren, von Kindergeld über kostenlose Kitas und Mutterkindkuren bis zu Schulen undundund – DAS wollte Niemand hören und war eh selbstverständlich (und ist es noch, nur daß diese üblen Anfeindungen zum Glück grad nicht in Mode sind)
Ich schätze allerdings, daß sich mit der Menge der in Rente verschwindenden BabyboomerInnen die Einwanderungspolitik so verändern wird, daß nicht allzuviele Wohnungen leerstehen werden. Außerdem kriegen ja die Jüngeren wieder mehr Kinder (ohne Kinder keine Selbstverwirklichung, back to the 50s, Muttersein als Lebensinhalt….)
Ohje, ich werde mir zu zynisch, ist nicht gut!!! Stop …. 😉
Ist aber wahr. Meine Kranken und Pflegeversicherung zockt mich auch ab, weil ich keine Kinder bekommen habe.
Mit Kinderinfrastruktur und Autoinfrastruktur ist ungefähr vergleichbar. Autofahrer berufen sich ja auch gerne darauf, dass Straßenbau mit KFZ-Steuer finanziert wird (was so nicht stimmt) und Radfahrer und Fußgänger die ja mitbenutzen. Dabei finanzieren alle Steuerzahler Infrastruktur, die sie selbst nicht brauchen. wer fährt schon mit dem Rad auf der Autobahn?
Und ja, der Trend geht leider zum Drittkind.
Ja, ist halt auf Solidarität aufgebaut, die Infrastruktur. Finde ich auch okay. Solange da nicht so rumgemobbt wird.
Ich hatte gestern meinen düsteren Tag.
[…] ich vorgestern einen Blogartikel über die Grenzen des Wachstums geschrieben habe, gestern meinen Garten von herumfliegenden Plastikfetzen gereinigt und abends ein […]