Karfreitag ist ein Feiertag, an dem Feiern verboten ist. Ich stehe bibbernd am Bahnhof. Es ist noch kalt in Köln. Die Tour „Geologischer Lehr und Wanderpfad Godesberg“ habe ich von Waymarked Trails irgendwann mal geladen und nur den Einstieg geändert.
In Bad Godesberg angekommen, sagt Frau Komoot schon nach wenigen Metern Bahnsteig an: „Sie haben ihr Ziel erreicht, möchten sie weiter aufzeichnen?“ Nein, will ich nicht. Nach 2 Neustarts ging es dann ein kleines Stückchen durch Bad-Godesberg und dann über steile Treppen hinauf zur Godesburg.

An den steilen Serpentinen riecht es würzig. Knoblauchrauke blüht in Massen. Um die Burg rum war meine Wegweiserin wegen der Kehre völlig durch’n Tüdel. „Rechts, links, scharfrechts, links, erst links, dann rechts, dann geradeaus, links halten“ schallt es im Sekundentakt. Ich sehe es ihr nach, denn bei der Planung war ich auch nicht so sicher, wie das wohl gemeint ist. Der Lehrpfad selbst hat auch keine Wegweisung, sondern nur die recht informativen Schilder.


Von dort oben genieße ich zunächst mal die Aussicht. Leider verschwindet das Siebengebirge noch im Dunst.

Das Modell zeigt den ursprünglichen Aufbau der Burg.

Auf der Burg finde ich auch meine erste Informationstafel, die eigentlich Station Nr. 15 ist, denn ich bin ja am Bahnhof Godesberg zugestiegen. Sie erzählt davon, wie und warum der Rhein sich tief ins Tal eingeschnitten hat: Es handelt sich um einen Grabenbruch.

Den Aufstieg auf den Bergfried spare ich mir aber. Schließlich habe ich noch einiges vor mir.



Unterhalb der Burg liegt der Burgfriedhof und die barocke Michaelskapelle. Nachdem ich den Friedhof überwunden habe, geht es zunächst am steilen Prallhang des eiszeitlichen Rheins entlang, ein Stückchen durch Bonn und dann auf den Pionierweg.

Ich bin jetzt im rheinischen Schiefergebirge. Das sich über den Rhein fortsetzt bis in den Königsforst.



Der Pionierweg ist breit, geschottert und zieht sich. Von Pionieren gebaut, von Pilgern in die Gegenrichtung gepilgert ist er nicht unbedingt das, was ich mir unter einem schönen Wanderweg vorstelle. Links geht es steil hoch, rechts steil runter, bis zu einer Kreuzung. Um Station 3-1 zu sehen muss ich hier rechts abbiegen.



Der Weg durch das tief eingeschnittene Klufterbachtal ist dann mehr nach meinem Geschmack. Die Hainbuchen schlagen gerade aus und haben auf dem Lößlehm phantasievolle Formen angenommen. Weiter unten im Tal zwängen sie sich durch Sandstein.

Standort 1 liegt in Friesdorf und verweist auf eine römische Villa, die aber leider nicht mehr zu sehen ist.


Also wieder hoch am wilden Klufterbach, der heute nur ein Bächlein ist, aber trotzdem das Tal eingekerbt hat.

An der Kreuzung von vorhin habe ich schon fast die halbe Strecke geschafft. Nach einer kurzen Pause geht es zuerst mal steil nach oben. Lange war Komoot nicht mehr so zickig wie auf der Tour. Die überwunden geglaubte Links-Rechts-Schwäche der Dame kam wieder voll zum tragen.

Als ich dann doch links abbiegen kann, hat der Pionierweg mich wieder. Der zieht sich breit und immer gerade aus über die Hochebene der jüngeren Hauptterasse.

An der nächsten Station, einem Bombentrichter werde ich aufgeklärt: Durch Verwitterungsprozesse im Löß entstehen wasserundurchlässige Schichten, die hier für eine Vernässung des Bodens sorgen.

Weiter geht es immer geradeaus über das Lößplateau und die ersten Waldschäden kommen in Sicht. Man versucht der weiteren Vernässung und Versauerung des Bodens durch Aufforstung mit geeigneteren Baumarten und Abzugsgräben zu begegnen.


Ich überlege, ob da wohl ein Hochmoor entstünde, wenn man die Natur einfach machen ließe.



Schließlich darf ich an einem geisterhaften Wäldchen abbiegen zum Vennbachtal.



Das ist ein Bisschen seltsam hier: Links Waldschäden und Aufforstungsversuche, rechts Durcheinander und frisches Grün. Und den Ringwall habe ich verpasst. Der liegt auf der anderen Seite des Grabens.




Wer bis jetzt nicht kapiert hat, dass die Art der Nutzung – Wald oder Weizen, Kohl oder Kühe – vom Boden abhängt, lernt es hier. Aus einem Quellsumpf tritt Wasser an die Oberfläche, das weiter oben nicht versickern konnte.
Auf dem Gut Marienforst versuche ich etwas zu trinken zu bekommen, aber es gibt nur Milch die ich nicht vertrage, Käse den ich nicht schleppen will und Eier die mir zu zerbrechlich sind. Trotzdem ist die Milchtankstelle offensichtlich sehr beliebt.

Ebenso wie die Marienforster Promenade, die ich über diese Brücke erreiche. Es wimmelt von Familien. Hier laufen zwei Bäche in geringem Abstand nebeneinander her.

Vom Godesberger Bach wurde im 17. Jahrhundert für den Betrieb einer Rapsölmühle ein Mühlengraben abgezweigt.

In den kommenden 400 Jahren grub sich der Mühlenbach aber wieder ein eigenes Bett mit vielen Schlingen.

Hier sieht man, wie aus einem begradigten Graben wieder ein natürliches Gewässer geworden ist. Bemerkenswert!
Am Ende der Promenade bekomme ich am überfüllten Minigolfplatz ein Wasser. Offensichtlich ist Minigolf am Karfreitag erlaubt.

An der Godesberger Quelle tritt das Heilwasser zutage, das aus Godesberg Bad Godesberg macht.


Gleich daneben ein Blütenmeer aus Wiesenschaumkraut und Gänseblümchen.

Station Nr. 14, also die letzte lasse ich aus, weil sie wieder auf halbem Weg zur Burg liegt. Durch den Kurpark gehe ich zum Bahnhof wo mich Komoot brav wieder auf die Tour führt. Offensichtlich hat sie sich erholt.
