In den 80ern war alles besser, mit Deutschland geht’s bergab, Krise, Krise, Krise…
Hallooo? Wirtschaftlich ging es vielen Westdeutschen wohl besser, aber kann sich wirklich niemand mehr an den kalten Krieg erinnern? USA gegen Warschauer Pakt, die Atomwaffen aufeinander gerichtet, möglicher Austragungsort für den Erstschlag: Deutschland.
Als in Köln die ersten U-Bahnen gebaut wurden, damals noch offen, mit Tauchern im Grundwasser, die Kalker Hauptstraße monatelang nur als Kanal mit dem Böötchen befahrbar (Das sollte man den Autofahrern heutzutage mal zumuten!) Da wurde an der Haltestelle Kalk-Post mal eben ein Atomschutzbunker mit eingebaut.
Sonntag, am Tag des offenen Denkmals, war der Bunker nun als Dokumentationsstätte kalter Krieg, neue Außenstelle des Kölner Festungsmuseums , erstmalig für das Publikum freigegeben. Und ich war drin.
In Gruppen von je 20 Personen wurden wir von den Ehrenamtlern des Festungsmuseums durch die Anlage geleitet.
Bis zu 2.400 Menschen sollten hier 14 Tage bei einem Atomschlag überleben. Dem 2.401. wurde die Tür vor der Nase zugeschlagen. Die 14 Tage waren vorgegeben, durch die Menge an Dieseltreibstoff, die gelagert werden konnte.
Ob das ganze funktioniert hätte?
Mein Eindruck: eng! Uns kam die Notküche/Essensausgabe und einzige Trinkwasserstelle für 2.400 Personen doch sehr klein vor. Ebenso die Krankenstation, die Waschräume und die Anzahl der Toiletten. Helfen senfgelbe Wände wirklich gegen Depression und Lagerkoller? Ich konnte schon nach 1,5 Stunden meine Mitgeführten in den engen Räumen olfaktorisch deutlich wahrnehmen, und die waren morgendlich frisch geduscht. 2.400 notdürftig gewaschene Körper nach 14 Tagen mag ich mir, bei aller Frischluftzufuhr lieber nicht vorstellen.
Vor Toresschluss sollten noch 4 U-Bahnen in die Station einfahren, bevor die Oberleitungen gekappt worden wären. Lebensmittelvorräte und Diesel hätten eingelagert werden müssen, die Betten aufgebaut und die U-Bahn-Waggons hergerichtet. Das Ganze war mit 14 Tagen Vorbereitungszeit veranschlagt. (Könnt ihr mal warten, bevor ihr auf den roten Knopf haut? Wir sind noch nicht fertig.)
Und nach den 14 Tagen? Dann war die Energieversorgung am Ende. Keine Luft, kein Licht, kein Wasser. „Die Insassen werden mit Bussen abgeholt.“ Das war der Plan. (Wer fährt die Busse? Wohin fahren die Busse? Gibt es überhaupt noch Busse?)
Wer es verpasst hat: Ab 2. Oktober gibt es jeden 1. Sonntag im Monat kostenlose Führungen. Hier geht es zum Infoflyer.
Anfahrt: U-Bahn Kalk Post Linie 1 und 9.
Fotografieren war erlaubt, aber keine Veröffentlichung. Deshalb keine Bibofotos.
Irgendwie war man schon blauäugig…
Überall wurde die Bevölkerung verarscht. in den USA mit „duck and cover“ Spots.