Der Samstag war so völlig verregnet, dass ich nach dem Aiido nur noch eins im Sinn hatte: Was essen und dann ab ins Trockene.
Aber Sonntag früh war es dann frisch und trocken und so konnte ich doch noch das Fahrrad satteln und mir zwei Denkmale in der Nähe ansehen.
Als erstes das Wasserwerk, das ich ja vorigen Monat zu früh und somit vergebens angefahren hatte. Normalerweise ist es der Öffentlichkeit verschlossen.

Bei näherer Betrachtung erinnert das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1904 an ein Kirchenschiff. Die Begründung gab es auf der Führung: So große Hallen konnten damals nur Architekten bauen, die Erfahrung mit Kirchen hatten.
Und gleich noch eins: So lange die Pumpen mit Dieselgeneratoren betrieben wurden, haben dort jede Menge Leute gearbeitet, die ursprünglich aus der Schifffahrt kamen.
Ich mag ja solche alten Industriegebäude mit ihren Details.
Auf dieser Führung lag der Schwerpunkt allerdings weniger auf dem Denkmalschutz, als auf der Wassergewinnung, -Verteilung und -Aufbereitung.
Obwohl das Wasserwerk relativ dicht am Rhein steht, ist das Wasser nicht, wie allgemein angenommen, Uferfiltrat aus dem Rhein, sondern Grundwasser.
Es wird aus Tiefbrunnen gefiltert und mit Elektropumpen gefördert. Diese Pumpen verteilen es auch im Kölner Raum, denn Köln ist flach, deshalb ist es einfach.
Obwohl das Thema Stickstoffeintrag gerade mal wieder durch die Medien schwappt, hat sich die Wasserqualität des Grundwassers konstant verbessert, auch was andere Schadstoffe angeht. Sogar das Rheinwasser hat mittlerweile fast wieder Trinkwasserqualität.
Wasser in PET-Flaschen kaufen ist doof, von Nestlé noch doofer!
Es gibt aber trotzdem Stoffe, die für das Trinkwasser problematisch sind. Löschschaum von der Feuerwehr zum Beispiel und das Kontrastmittel, das nach Röntgenuntersuchungen ausgeschieden wird.
In der modernen Halle, stehen vier große Holzkohlefilter für den Fall der Fälle. Sie sind allerdings kaum noch notwendig. Für Kinder ist hier auch die Wasserschule integriert.
Unser Führer war übrigens so auskunftsfreudig, dass er beinahe seine nächste Führung verpasst hätte.
Zu Mittag wollte ich mich am Rhein stärken, ist ja nicht so weit. An der Ampel musste ich mich erstmal orientieren, Neben mir stand ein jüngerer Mann mit einem Mountainbike der Marke: Fabrikneuer Schrott. Bei Grün fuhr er sehr flott an und ich folgte ihm Richtung Rhein. Bergab ließ er rollen, ich auch, aber irgendwann beschloss ich, wieder zu treten und als er merkte, dass ihm eine kleine , ältere Frau auf einem großen, älteren Männerfahrrad „Das Wasser vun Kölle“ pfeifend näher kam, fing er an, wie ein Verrückter in die Pedale zu treten. Weil es ein Bisschen windig war, beschloss ich, eine Weile auf gerader Strecke seinen Windschatten zu genießen, woraufhin er noch verbissener in die Pedale trat. Gut für mich. Aber leider war mein Zugpferd irgendwann völlig außer Puste, so dass ich ihn leider überholen musste, sonst wäre ich aufgefahren. Nun könnte ich einen Vortrag halten über passende Sattelhöhe, die regelmäßige Wartung von Kette und Kranz und die angemessene Nutzung einer Gangschaltung, beschränke mich aber auf: Hirn schlägt Testosteron.
Jedenfalls war ich flott am Rhein und am Poller Fischerhaus gab es geräucherte Forelle mit Bratkartoffeln. Naja, der Name verspricht Fischspezialitäten, der Schwerpunkt der Speisekarte liegt aber auf Schnitzel und Burger.
So gestärkt ging es zum Fort IX des äußeren Festungsrings. Auch dieses ist normalerweise nicht öffentlich zugänglich. Eine Besichtigung mit Gruseleffekt, versprach der sehr engagierte Führer. Nach einem gelungenen Vortrag über die Geschichte des Kölner Festungsrings ging es hinein.
Leider ist das Gebäude dem Verfall preisgegeben. Es gibt zwar Bemühungen, es zu erhalten, aber die Eigentümer, in diesem Fall das Land stellt sich quer.
Deswegen ist es auch nicht ganz ungefährlich, darin herumzuklettern. Es gibt Löcher im Boden, Brückenübergänge ohne Geländer, misstrauen erweckende Treppen und ein nicht mehr sehr tragfähiges Dach.
Gelegentlich wird es noch als Filmkulisse, z.B. für „Dresden“ oder „Unsere Väter, unsere Mütter“ genutzt.
Jetzt ist es übrigens amtlich: Komoot frisst Fotos. Ich hatte mich ja schon gewundert, dass Fotos vom Handy verschwunden waren. Weil ein aussagekräftiges Foto genügt, habe ich ein Foto aus Komoot gelöscht, und zwar nichtmal am Handy sondern am Mac. Daraufhin ist es auf dem Handy verschollen. Das finde ich jetzt richtig Scheiße.
In der Tourbeschreibung ist es das rechte, viel bessere Foto.
Gab es eine Begründung, warum das Land sich den Sanierungsbemühungen verweigert?
Nein. Unser Führer arbeitet selbst bei der Stadt und sagte, es hätte sogar eine Diplomarbeit mit Auszeichnung als Sanierungskonzept gegeben. Aber der Eigentümer, in diesem Fall das Land, stellt sich quer.
Ein Konzept für ein anderes Fort sah ein Altersheim vor, aber da sollten dann erstmal drei Jahre lang Kröten gezählt werden, bevor es genehmigt wurde. Das tut sich kein Investor an.
Andere Reste der beiden Festungsringe sind gut in Schuss, manche werden so irgendwie genutzt, wieder andere erkennst Du kaum noch, wie z.B. das Vereinsheim des 1. FC Köln und wieder andere verfallen.
Ich selbst bin da auch zwiegespalten. Für mich ist es ja interessant, zu sehen, wie die Natur sich so ein Gelände zurück holt. Aber es gab auch sehr eindeutige Spuren von Vandalismus, obwohl das Gelände abgesperrt ist.