Momentan brauche ich einen Anlass, um den Arsch hoch zu kriegen. Den Juli habe ich bis auf ein paar Mini-Touren im Garten vertrödelt. Der Anlass war dieses mal ein Bookcrosser-Treffen in Neuss. Kannst ja mal mit dem Rad hinfahren, dachte ich. Und die Rheinstrecke am linken Ufer kannte ich ja auch nicht.
Um schnell zur Mülheimer Brücke zu kommen nahm ich einfach die von Komoot vorgeschlagene kürzeste Strecke. Najaa, Hauptstraße und über die Schleichwege, die ich sonst so nehme, wäre ich auch nicht viel langsamer gewesen. Die Mülheimer Brücke ist gerade Baustelle und Radler treffen sich im Gegenverkehr.
Aber dann:

Erstmal die Jacke abgelegt, morgens war es tatsächlich noch kühl, eine Aprikose gefrühstückt und weiter Richtung Niehl.

Ab Niehl geht es denn erstmal ungemütlich durch Industriegebiet: rechts die Fordwerke, links die Restmüllverbrennung, dazwischen Bahnschienen.
Erst bei Merkenich wird es wieder ländlich. Die Leverkusener Brücke wird gerade saniert und die Unterführung ist für Radfahrer gesperrt, aber leider alternativlos. Also Augen auf und durch.
Dahinter kommt denn ein sehr schöner Streckenabschnitt bis Worringen.
Am der Langeler Fähre bekomme ich eine riesige, sehr schmackhafte Pizza fast zeitgleich mit dem Getränk. Perfektes Timing, obwohl es voll war. (Das erwähne ich hier lobend, weil ich gerade in letzter Zeit öfter anders erlebt habe. Das Essen kam erst, wenn der Wein getrunken war.)
Langel gibt es übrigens doppelt: rheinaufwärts rechtsrheinisch, rheinabwärts linksrheinisch und beide haben eine Fähre. Also hier bloß nichts verwechseln.
Links von mir der Worringer Bruch, rechts der Rhein, ich gedenke der Schlacht bei Worringen, ein letztes Stückchen Auwald und in Worringen wird es unvermittelt richtig übel. An der stark befahrenen Neusser Landstraße entlang, und damit die blöden Radler den Autoverkehr nicht aufhalten, wird der Radweg auf der linken Seite über eine viel zu schmale Buckelpiste geführt, vorbei an Bayer Dormagen. Was bin ich froh als ich endlich wieder zum Rhein hin abbiegen kann.Wer also mal den Rhein runter will: Es bringt nichts, Leverkusen zu meiden.
Übrigens gab es ständig einen fiesen Gegen- und Seitenwind, so dass ich auf dem Rheindamm fast Angst hatte herunter gepustet zu werden.


Zons ist eine überaus sehenswerte kleine Stadtfestung, deren Stadtrechte mittlerweile von Dormagen geschluckt wurde.
Ab hier folge ich der Beschilderung Richtung Neuss…

… und wieder einmal frage ich mich, warum Radwege so ausgeschildert sind, wie sie eben ausgeschildert sind. Stark befahrene Straße, mit linksseitigem Radweg.
Ich nehme also nicht den direkten Weg (14 km) sondern wie geplant die Rheinstrecke über Uedesheim (17 km),

mache noch ein Päuschen und noch ein Päuschen und bin trotzdem zwei Stunden zu früh am Treffpunkt.
Der Schlenker durch Neuss entsteht dadurch, dass meine Bank nicht da ist, wo Komoot sie vermutet. Den könnt ihr Euch also wegdenken.
Gegen sechs erstürme ich den schönen Biergarten der Alten Post und einige der anderen kommen auch zu früh.
Abends fahre ich gemeinsam mit einem anderen Bookcrosser in der S-Bahn zurück nach Köln. Während ich trockenen Rades nach Neuss gelangt bin, scheint es hier heftig geschüttet zu haben.
Wow, schöne Tour. Das Rheinland hat schon seine Vorteile.
Nicht nur das Rheinland, auch Norddeutschland oder Frankreich. Eigentlich sind alle Flussstrecken toll, weil die Steigungen sich in Grenzen halten.