Ich war denn mal wandern


Ich kaufte zwei Brötchen in Siegburg am Bahnhof. Kaum war ich losgegangen, fing die blöde, besserwisserische Tusse in der Hosentasche an zu motzen. Warum?
Anstatt ihrer errechneten Empfehlung folgte ich diesem Zeichen:

Zuführung zum Natursteig

Ich habe gerade wenig Lust, die immer gleichen Strecken mit dem Rad zu fahren, die Versorgungslage unterwegs ist immer noch unklar, die Knie verhalten sich ausnahmsweise ruhig, also ging ich wandern. Die erste Etappe des Natursteig Sieg sollte es sein. Es gelang mit auch dieses Mal problemlos den Track aus dem Internet in Komoot zu laden. Warum das nun vorher nie so richtig funktioniert hat, weiß der Geier. Die Verbindungsstücke zu den Bahnhöfen hatte ich noch zugefügt und „Los geht’s!“.
Vor Ort war dann allerdings der Hinweg ziemlich idiotensicher ausgeschildert.
Und so ging ich am Mühlengraben entlang und dann durch den Park am Michaelsberg.

Kloster Michaelsberg

Den Aufstieg zum Kloster mache ich dann ein anderes Mal. Danach ging es allerdings erstmal ein ganzes Stück an der Straße lang bis Wolsdorf.

Hubertuskapelle in Wolsdorf

Kurz danach bin ich dann auf dem richtigen Natursteig Sieg. Der ist dann nicht mehr gelb, sondern blau markiert. Immer noch idiotensicher.
Geht aber leider zunächst weiter über Asphalt und in Hörweite der Autobahn bis zum Alexianerkloster.

Kornblumenblau

Das Kloster ist übrigens ein riesiges Pflegeheim für Demenz-Patienten.
Gleich hinter dem Pflegeheim tauche ich ein in ein ruhiges Waldstück und an einer Bank ist das erste Brötchen fällig.

Lockdown-Kollateralschaden. Pizza 2Go, im Wald verschlungen, Reste dagelassen.

Nach dem „Mittagessen“ packe ich meine Reste wieder ein und biege ab auf einem kleinen Waldweg durch hübschen Mischwald.

So mag ich das

In dem Stil hätte das jetzt auch gern weitergehen dürfen. Doch nach der nächsten Straßenüberquerung führt der Natursteig zunächst breit und sensationsarm an den Ausläufern von Kaldauen vorbei. Und dann kommt leider viel Kahlschlag.

Fichtenstämme

Wenn man von den toten Fichten ein Stück Borke abpult, zeigt sich der Übeltäter:

Borkenkäfer-Fraßspuren
Mountainbike-Paradies


Es geht immer um Kaldauen herum. Die Wege sind einfach zu laufen, sandig mit scharfem Schotter. Hier direkt nebendran haben sich offensichtlich ein paar Mountainbiker ihren eignen Spielplatz geschaffen.















Die Samen des Fingerhuts können jahrelang im Boden ruhen, bis die Bäume fallen. Dann nutzen sie ihre Chance zu blühen.

Ein Trauerspiel.

Bis zur Stempelstelle, die ich links liegen ließ, begleitete mich der tote Wald. Aber es besteht Hoffnung, dass hier in den nächsten Jahren gesunder Mischwald wächst., denn im Anschluss wird es besser.

Mischwald

Von einer bequemen Rastbank aus, kann man schon auf Mischwald blicken.
Gleich daneben die Apotheke:

Breitwegerich

Breitwegerich kann als Blasenpflaster dienen und desinfiziert. Brauchte ich da (noch) nicht.

Singdrossel

Ich war gut vorangekommen, Knie und Füße ok, also wagte ich den Schlenker zur Wahnbachtalsperre.

Wahnbach

Beim ersten Versuch hatte ich allerdings die Rechnung ohne den Wahnbach gemacht. Nasse Füße wollte ich mir doch nicht holen. Die bekam ich später trotzdem.

Ja, die Aussicht hat sich wohl gelohnt. Außerdem kann man sich dort über die Talsperre als Trinkwasserspeicher informieren und über Orte und Höfe die darin versunken sind.

Hinter der Talsperre kam das dicke Ende.

steil abwärts

Zunächst mal stieg ich über einen steilen Pfad abwärts zurück auf den Natursteig.
Der war zunächst mal mit scharfem Schotter belegt, und wurde dann doch noch seinem Namen gerecht. Ich musste etwas klettern. An einer Stelle ist sogar ein Aufstieg mit einem Kabel gesichert.
Irgendwo im Schotter habe ich mir ein Steinchen in den Fuß getreten. Die Barfußschuhe haben halt Vor- und Nachteile. Knieprobleme habe ich damit nicht, aber auf scharfem Schotter muss man halt schauen wo man hintritt.

Fahrrad, gut gesichert.

Noch drei km bis Hennef: Während ich den Stein aus dem Fuß pulte, überlegte ich, wie das Fahrrad wohl da hin gekommen ist.
Kaum war ich wieder im freien Gelände lernte ich den Wetterbericht neu zu interpretieren: „Am Abend ist leichter Regen möglich“, bedeutet: „Du wirst um 17.00 von Wassermassen überschüttet“
Der Abstieg Richtung Hennef war dann noch einmal steil und glitschig, aber ich lief direkt auf eine Bushaltestelle zu. Zufällig kam denn auch ein Bus, der mir den Weg zum Bahnhof abnahm.

Fazit: Bis zur Wahnbachtalsperre war es wirklich einfach zu laufen. Ich hätte auch jederzeit abbiegen und abbrechen können. Auf dem Natursteig hätte ich mir allerdings etwas mehr naturbelassene Wege und weniger Schotter gewünscht. Natur muss in weiten Teilen erst wieder nachwachsen. Der Natursteig und die Zuführungen sind sehr gut ausgeschildert.
Anfahrt: Bahnhof Siegburg (eventuell ab da mit dem Bus 502 bis Jacobstraße)
Abfahrt: Bus 510 Haltestelle Weingartsgasse (oder zu Fuß weiter zum Bahnhof Hennef)