Tattoo


Acht Jahre lang habe ich es vermieden, mit dem Rad nach Köln rein oder durch zu fahren. Früher bin ich schon mal zum rheinischen Bildarchiv zur Arbeit gefahren, das ging aber weitgehend autofrei über die Hohenzollernbrücke.
Mal über die Brücke ein Stück am Rhein lang, ja, okaay. Aber selbst nach Hürth oder Aachen, wo es am schnellsten gerade durch ginge, bin ich immer irgendwie über die Rodenkirchener Brücke und durch den Grüngürtel gefahren.
Nun musste ich aber, denn das neue Rad sollte codiert werden, und der ADFC-Köln hat seinen Sitz im Mauritiussteinweg. Als ich dort ankam, war ich schon völlig entnervt von dem kurzen Stück Cäcilienstraße. Ich muss sagen: Köln hat den letzten Platz in der Liste der fahrradfreudlichen Städte wirklich verdient. Obwohl dort ein roter Radstreifen markiert ist, den es vorher nicht gab, bleibt die Wegeführung unklar mal rauf auf den Bürgersteig, mal wieder runter.
Vielleicht werde ich auch mit dem Alter noch dünnhäutiger, was Autolärm und Gestank angeht. Auch fahre ich noch vorsichtig, weil sich Abläufe wie schalten und Bremsen bei dem neuen Rad noch nicht automatisiert haben.
Während also das Rad sein Tatoo bekam, bin ich wieder in den ADFC eingetreten. Ich glaube aber nicht, dass ich dort wieder so aktiv werde, wie damals in Hamburg.
Den Rückweg fuhr ich dann an St. Pantaleon vorbei, erstmal auf einer eklig breiten Straße, folgte dann der mittelalterlichen Stadtbefestigung Richtung Rhein und wieder über die Rodenkirchener Brücke zurück.

Die Ulrepforte ist Teil der Mittelalterlichen Stadtmauer, der den großzügigen Abriss im 19. Jahrhundert überlebt hat.
Sie war nur ein kleines Tor mit zwei Durchgängen, das nur auf Felder hinaus führte. Kaum vorstellbar, bei dem Verkehr heute. Trotzdem drangen über die Ulrepforte am 15. Oktober 1268 Erzbischof Engelert von Falkenburg und seine Verbündeten, das Geschlecht der Weisen an der Ulrepforte nach Köln ein und es kam zur Schlacht an der Ulrepforte. Der Sage nach hatte ein verräterischer Schuster ein Loch unter der Mauer gegraben.

Das Tor wurde Mitte des 15. Jahrhunderts zugemauert und mit einem Windmühlenturm ergänzt.
Heute ist die Ulrepforte Stammsitz der roten Funken und wird gerade saniert. Ich bin gespannt auf das Ergebnis. Ein hässlicher Anbau ist schon weg.

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Erst am Rheinufer fühlte ich mich wieder wohl mit meinem Rad.