Radtour am Sonntag


Sonntag, war dann plötzlich blauer Himmel und Sonnenschein und ich wusste nicht wohin mit mir. Hier war ja die große Katastrophe ausgeblieben, kein Strom, kein Internet, ein paar vollgelaufene Keller, einige beklagten sogar den Verlust des Kabelfernsehens.

Aber bei den näheren und weiteren Zielen, die ich mir vorgenommen hatte, war ich da nicht so sicher. Bergisch-Gladbach, Rösrath, Lohmar, Leverkusen…überall gab es Überschwemmungen und Schäden. Die alte Fähre in Lohmar, die ich gerne mal angesteuert habe, steht komplett unter Wasser. Der Radius ist gerade etwas eingeschränkt und Katastrophentourismus liegt mir fern.

Ich fuhr also erstmal nach Brück um ein Buch in den offenen Bücherschrank zu stellen und warf dann einen Blick auf den renaturierten Flehbach.

Gut gefüllt und lehmig braun fließt er in seinem neuen Bett. Soll er auch.
Hinter der Bahnlinie hat sich ein breiter Überlauf gebildet
Was hier recht schmal, aber gut gefüllt aussieht
hat sich tatsächlich an der Fliehburg ausgebreitet.
Hinter dem Kreuz Merheim hat sich ein kleiner See gebildet.
Und Mäusebussarde suchen nach Würmern.

Wenn ich schon mal ich Merheim bin, dachte ich, kann ich auch was ausprobieren und die zwei Bäche Tour hochladen.
Die gute Nachricht: Komoot-Aufzeichnung pausieren, Tour hochladen und der Tour folgen funktioniert einwandfrei.
Hat man aber versehentlich auf „Tour automatisch umplanen“ getippt, traut man irgendwann dem eigenen Track nicht mehr, fliegt ein Stückchen und landet im Regenwald.
Jedenfalls landete ich nicht an der Bachkreuzung mit der Strunde, sondern an der Strundeversickerung, einer blockierten Piste und einem ausgebrannten Baum.

Hier geht es nicht durch.
Ein sehr großer ausgebrannter Baum.

Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, was da passiert ist. Blitzschlag oder lag er da schon und jemand hat ein Feuer in ihm gemacht? Er verströmte noch starken Brandgeruch.
Beeindruckend ist aber, dass er trotz alledem wieder ausschlägt.

Und er schlägt trotzdem wieder aus.

Der Strunde und der Bahnlinie folgte ich Richtung Dellbrück.
Unterwegs traf ich auf andere Radlerinnen, und einen ziemlich zutraulichen blaugelben Wellensittich, der sich dann aber doch leider nicht einfangen ließ.
Es gibt unter den Flutopfern nicht nur Menschen, sondern auch viele versprengte Haustiere, die orientierungslos unterwegs sind. Nicht nur Wellensittiche, sondern auch Hunde und Katzen, allein 70 Pferde wurden geborgen. Also falls ihr Auto fahrt, seid besonders aufmerksam. Es könnten noch Tiere frei herumlaufen.

Auch die Strunde ist in die Breite gegangen

Obwohl die Strunde ja auf weiten Teilen in ein künstliches, kanalisiertes Bett gezwängt ist, sah es nicht aus als wäre sie weit über die Ufer getreten.
Hinter Dellbrück hatte ich dann keine Lust mehr und bin wieder abgebogen Richtung Brück.

Flehbachaue
Viel Schlamm im Flehbach wegen der Kahlschläge im Königsforst und etwas Treibholz