Vorwort: Irgendwo habe ich mal gelesen, dass sehr viele Leute unter „ich mag“ bei Bekanntschaftsanzeigen „Spaziergänge im Regen“ angeben. Ich mag sie nicht! Wenn es regnet, kann ich auch den Haushalt erledigen.
Ich mag Zufallsreisen.
Die Regel: Ich fahre von zu Hause los, nehme den ersten RE der in Deutz ankommt und nach genau einer Stunde steige ich wieder aus.
Nach genau einer Stunde steige ich in Eitorf an der Sieg aus dem RE9.
Der Hauptort von Eitorf ist recht übersichtlich.
Ich kreise ein paar Mal um den Markt, außer einer knallroten Bücherzelle und der katholischen Kirche Sankt Patrizius gibt es nicht viel zu sehen. Es scheint sich um die letzte Raucher-Enklave des Rheinlands zu handeln: Es gibt mehrere Tabakläden und im Burger-Café wird gequalmt.
Es ist stark bewölkt.
2020 war ich ein Stück auf dem Natursteig Sieg gelaufen und die weiteren Touren geplant. Weil ich aber mein Stöckchen nicht dabei habe und nicht bei Regen am glischigen Hang kleben bleiben will, lasse ich das lieber.
Nachdem ich lecker vietnamesisch gegessen habe, lade ich mir ausnahmsweise eine der Fertigtouren von Komoot runter: Leicht, Start am Standort, zu einer Stromschnelle an der Sieg soll es gehen. Denn man los.
Hinterm Bahnübergang steht das Theater und dann geht es gleich rechts in den Park. Es gibt Spiel- und Fitnessgeräte und einen schönen alten Baumbestand. Es fängt an zu regnen.

Hinterm Park öffnet sich der Blick auf das Siegtal. Immer geradeaus an der Sieg lang. und am Wegrand finde ich etwas, das ich zuletzt auf Holnis gesehen habe:

Gut zu erkennen an den kleinen Zwiebelchen, die sich am Fruchtstand gebildet haben.
BINGO! Naturgucker.de sagt seltene Art! Mein persönliches Highlight auf der Tour.

Dann geht es leider ein Stückchen durch den Regen an einer Bundesstraße entlang. Ein kleines Fachwerkhäuschen steht in der Wiese daneben.



Hängebrücke bei Halft
Zu Glück ist das Stück Straße nicht lang. Über eine leicht schwankende Hängebrücke geht es über die Sieg und dann am anderen Ufer wieder zurück. Es regnet jetzt stärker. Obwohl das Siegtal hier tatsächlich weit ist, ist die Sieg doch noch sehr begradigt. Mon könnte dem fluss hier etwas mehr Raum geben.
Und was ist nun mit der Stromschnelle?



Die Stromschnelle ist nur ein kleiner Schwall, maximal WW 2, kann aber als gutes Beispiel für Paddler dienen, um zu lernen einen Fluss zu lesen.
Ich sollte dann noch einen Weinberg betrachten, der aber zugewachsen ist. Sicher interessant, aber das nächste mal mit Stöckchen.
Als ich die Siegbrücke bei Eitorf überquere, hört es auf zu regnen.

Beim Blick auf das andere Ufer fällt mir was auf:

Die biologische Station und Ameisenschutzstation in einem alten Bahnhofsgebäude ist nicht zu besichtigen. Nachdem ich noch einen Blick auf die Fabrikantenvilla Boge, traue mich aber nicht auf das Privatgelände.

Am Bahnhof kommt auch sogleich ein Zug Richtung Köln. Beide Züge waren gut ausgelastet, aber so, dass noch Sitzplätze frei waren. Fahrradabteile waren total leer.
Ich bin etwas nass geworden, aber so wirklich durchweicht wurde ich erst auf dem kurzen Stück in Rath von der Haltestelle nach Hause.
Anfahrt: RE 9, alternativ S12, S 19
Der Weg: Sehr einfach, leider durchgehend asphaltiert.
