29.Juni Ich gucke mal auf den Plan: Das wird eine ziemlich lange Strecke ohne Einkehr zwischendurch und es ist früh schon recht warm.
Der Vogelpark in Biebesheim hat noch nicht geöffnet. Mein ewiges Schicksal auf Radreisen: Entweder noch nicht offen oder schon zu.

Der Vogelpark ist hauptsächlich verantwortlich dafür, dass es hier so viele Störche gibt. Vom fast ausgestorbenen Vogel zum erfolgreichen Bewohner durch gezielte Zucht und Förderung. So kann das auch gehen.

Gut, dass ich in der Mittagshitze gestern nicht mehr bis Stockstadt durchgefahren bin, denn das zieht sich ein bisschen.

Ich lasse mich von einem sehr hellen Mäusebussard narren, den ich nicht bestimmen kann. Naja, war heiß und weit weg.

Das Handy entwickelt sich auf dieser Reise zum nölenden Kleinkind: „Ist es noch weit? Mir ist zu heiß! Ich hab Hunger! Gib mir Strom!“ Das Fahrrad hingegen läuft und läuft und läuft. Was bin ich froh, dass ich nicht auch noch ein nölendes E-Bike dabei habe, das nach Aufmerksamkeit und Batterieladung verlangt.

Im Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblauchsaue ist es schattig, also bekommt das Schmachtfon eine Pause an der frischen Luft. Vielleicht steige ich doch wieder auf Karten um. Blöd von mir, dass ich das Hofgut Gunterhausen habe links liegen lassen, sondern einfach dem Rheinradweg gefolgt bin.

Danach wird die Landschaft savannenartig. Fehlt nur, dass ein paar Gnus und Zebras auftauchen.



Am nächsten Deich darf ich wieder ein Schild lesen, das alles erklärt. Hier war früher Ackerland, aus dem wieder artenreiche Stromtalwiesen werden sollen. Dazu wird das Heu von artenreichen Wiesen, die sowieso gemäht werden müssen auf den Acker aufgetragen und daraus entwickelt sich nach und nach die Vegetation zurück.

Dann stehen da plötzlich lauter kleine Teleskope neben dem Weg. Ich finde erst zu Hause heraus, was das ist: Die Funkmessstelle für Weltraumfunk. Schade, dass es dazu kein Schild gibt.
Der kleine Hunger kommt, das Schmachtfon hat sowieso Schmacht, ich mache einen Abstecher zur Fähre nach Kornsand. Neben Vereinsgeländen sind auch Fähren immer gute Futterstellen, wenn nicht auf dieser, dann auf der anderen Seite. Bei Currywurst und Fritten telefoniere ich nach einer Unterkunft.
Kurz vorm Ziel zwingt mich das nölige Schmachtfon noch einmal zu einer Pause im Schatten.

Das Hotel ist ein riesiger, verwinkelter alter Kasten in sämtlichen Zuständen von renovierungsbedürftig, entkernt, Baustelle bis fertig. Mitten in dem Chaos mein schönes Zimmer mit Balkon.

30.Juni Pausentag!
Die Fähre Johanna bringt mich auf die Rheininsel Langenaue auf der ich faul am schönen, ruhigen Strand rumhänge, ein paar Blogbeiträge vorbereite, lese, tauche ab und zu im Rhein ein…

…bis sich vom anderen Ufer ein Wassermotorrad nähert. Darauf ein Mr. Wichtig (Jaha, wir haben Dich alle gesehen!) Der, kaum dass er sich auf den Strand hat fallen lassen, das Handy zückt und zu telefonieren anfängt, dann wirft er sein Radio an: Wumm!Wumm!Wumm!
„Das war so schön ruhig hier, bevor sie kamen“, entfleucht es mir. Er macht das Radio aus.
Aber Ach!
Mr. Wichtig war nur die Vorhut. In schneller Folge nähern sich mehrere Wassermotorräder und zwei Rennboote. Schwarz scheint die Modefarbe dieser Szene zu sein. Es wird ausgepackt: Grill, Stühle, große Boxen: WUMM!WUMM!WUMM!
Ich flüchte vom Strand.
Der Fährmann, der offiziell nur einmal stündlich fährt, fährt immer wenn jemand kommt. Nett!

Im Hafen von Ginsheim lässt es sich auch aushalten. (gestern Abend war das Licht noch besser, grummel).

