Ostern auf den Hasenberg


Overath ist Endstation. Eigentlich fährt die RB25 bis Lüdenscheid. aber das habe ich in der ganzen Zeit erst einmal erlebt. Erst fuhr sie nicht, dann fuhr sie bis Meinerzhagen, dann (theoretisch) bis Lüdenscheid und jetzt pendelt sie zwischen Frankfurter Straße und Overath, aber immerhin sie fährt: Ganze 4 Stationen.

Am Brunnen vor dem Bahnhof lehnt ein Knabe auf seinem Pferd und wartet gelangweilt, dass das Wasser wieder fließt. Dabei bietet sich ihm doch ein erfreulicher Anblick. Mittlerweile kann ich ganz entspannt an solchen Bücherschränken vorbei gehen, ohne sie zu durchwühlen. Außerdem ich ja ein Stück Weg vor mir und will keine Bücher mitschleppen.

Erstmal gehe ich an der Bahnstrecke lang, unter der Bahn durch und dann über die erste Brücke an der Agger.

Hier sind schon die ersten Frühblüher zu sehen: Scharbockskraut und rote Taubnessel. Der Käfer hingegen sieht nicht so aus, als würde er noch einmal frühlingsfrisch und fit laufen. Fest verwurzelt in der Erde vor dem Schulzentrum steht er.

Kurz darauf bietet sich ein erfreulicher Anblick: Frei laufende Hühner, die zum Hofgut Cyriax gehören. Offensichtlich werden sie auch regelmäßig umgesetzt. Eier gibt es wohl im Automaten.

Wieder kreuze ich die Agger und dann befinde ich mich zwischen mehreren Pavillions im Grünen. Sie gehören zum Gut Eichtal, in dem das Amt für Boden- und Denkmalpflege untergebracht ist.

Hinter Broich geht es dann hoch in den Wald, der sich leider noch vorfrühlingshaft grau zeigt.

Hier lebt die extrem seltene Kettenechse. Der Wald zeigt Anzeichen dafür, dass er einmal als Niederwald genutzt wurde, also in regelmäßigen Abständen eingeschlagen. Viele schlanke Stämme, die dicht beieinander stehen, manche davon miteinander verwachsen.

Weiter oben gibt es leider viel Kahlschlag. Der Ilex überrascht mich dort ein wenig. Die europäische Stechpalme war Baum des Jahres 2021.

Schließlich komme ich oben auf dem Hasenberg an. Auf einem ehemaligen Campingplatz entsteht ein „Chaletdorf“ aus Tinyhäusern, bzw. Modulhäusern. Eigentlich wollte ich da mal reingucken, habe mich aber doch nicht auf’s Gelände getraut, ist doch noch sehr viel Baustelle.
Von außen sieht es doch sehr dicht gepackt und gleichförmig aus.

Zur Zeit beschäftigt mich die Frage: Wie und wo, will ich eigentlich in Zukunft leben? Die Mieterin hat gekündigt, gegen Aufzug und bodentiefe Dusche kann ich hier nicht anstinken. Ich werde ja auch nicht jünger und nichts nervt mich mehr als neu vermieten müssen. Der letzte Versuch, etwas zu vermieten, hat damit geendet, dass ich das Haus verkauft habe.

Ok, da auf dem Hügel schon mal nicht. Da hält ja nicht mal ein Bus. Aber vielleicht in so was? Spätestens seit Holnis, aber eigentlich schon, seit ich in einem Gartenhäuschen in Hamburg gewohnt habe, weiß ich ja, dass ich mehr Auslauf und weniger Wohnfläche brauche. Meine 60qm hier nutze ich kaum aus, dazu kommt unendlich viel Nutzfläche, zwei Mietwohnungen, Treppen, Dachboden, Kellerräume. Das einzige was ich hier liebe, wo ich mich gern aufhalte ist der Garten.
Wat nu?

Erstmal wieder runter über matschige Waldwege an die Agger. Leider ist die Brücke nach Naafshäuschen gesperrt, also über die nächste Brücke, an der Bundesstraße entlang zurück, und dann links in den Wald hoch Richtung Honrath. Naafshäuschen ist ein Tagungshotel und beliebtes Ausflugsziel aus Fachwerk. Oberhalb davon hängt ein verfallener Kletterpfad in den Bäumen.

Durch den Wald geht es noch mal steil nach oben. Das Handy sagt: Meine Batterie ist alle. Zum Glück habe ich das vorausgesehen und bei Naafshäuschen schon mal zwischengespeichert: Kurz auf Tour pausieren und dann Navigation (oder Aufzeichnung) fortsetzen. Der Rest lässt sich dann leicht rekonstruieren.
Oben angekommen mache ich den gleichen Fehler, den ich immer wieder mache: Ich frage. „Wo ist denn hier der Bahnhof?“ Anstatt einen Blick auf die Wanderkarte zu werfen, die am Waldrand hängt. Ich meinte mich zu erinnern, dass ich nochmal rechts abbiegen muss. „Nee, da runter ganz bestimmt nicht! Gehen sie mal ins Dorf!“ Ich hätte es wissen müssen. In fast jedem Fußgänger steckt ein verkappter Autofahrer, der nur Bahnhof versteht, aber nicht weiß wo er ist. Ganz bestimmt ist der Bahnhof unten! ich finde ihn, indem ich der Fahrradbeschilderung folge.

https://www.komoot.de/tour/1075246980
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