Weil ich hungrig war fuhr ich also erstmal an den Rhein zur Groov.
Hier sind wir jetzt in der Abteilung Wiederentdeckung alter Bekannter. Der abgetrennte Rheinarm vor Zündorf wurde in den 70er Jahren zur Freizeitinsel Groov umgestaltet. Mit Jachthafen, zwei Seen, Liegewiesen, Minigolf, Marktplatz, Spielplatz, Schwimmbad, Eis… also alles was die Naherholung so braucht. Als Teenager haben wir dort tatsächlich ziemlich oft auf den Liegewiesen gelegen und sind in den Seen von zweifelhafter Wasserqualität Schlauchboot gefahren und sogar geschwommen.
2017 sind die Liegewiesen zugewachsen und Naturschutzgebiet. Tretboote kann man mieten. Und an Stelle von Jugendlichen schwimmen Schwäne und Blässhühner auf dem ebenfalls zugewachsenen Teich.
Immer noch ist die Groov ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und der Ort Zündorf ist auch wirklich hübsch.
Während ich da so saß und aß, fiel mir ein, dass wir in den 80ern dort häufig eine „kurze“ Radrunde gefahren sind: Den Rhein aufwärts, an der Groov vorbei, zur Siegfähre und zurück.
Ich ließ also den Bahnhof Wahn erstmal Bahnhof sein und fuhr am Rhein entlang mal eben gucken.
Und schon wie damals ist es unmittelbar hinter dem Schwimmbad wie abgerissen mit den Familienausflüglern, ruhig und landschaftlich reizvoll.
Ab und zu ein Blick auf den Rhein.
Bei Langel gibt es noch einen abgetrennten Rheinarm, dieses Mal unbespasst, sondern Angelgewässer und einen der letzten Auwälder, der leider einer Brücke weichen soll.
In Ranzel steht immer noch ein Werksgelände im Weg, das umfahren werden muss. Und jetzt kommen wir zur Abteilung „planlos in Deutschland“. Denn von einer neuen Umgehungsstraße irritiert, verlasse ich mich auf eine ebenfalls neue Fahrradbeschilderung, die den Weg nach Troisdorf und Bahnhof Köln 20 km weist. (In den 80ern gab es noch überhaupt keine Fahrradbeschilderung.)
Ach ja, ich wollte ja sowieso Bahnhöfe knipsen.
Es folgt – unter anderem – eine lange, heiße Piste über einen mir unbekannten Golfplatz, an der vor Todesgefahr durch tieffliegende Golfbälle gewarnt wird.
Ich lande in Spich.

Eigentlich könnte ich von hier zurückfahren, aber bis Troisdorf sind es nur drei Kilometer und ich kann auch erstmal ein Eis essen und von dort mit der Bahn zurückfahren.

Also gibt es ein Eis in der Fußgängerzone von Troisdorf mit Blick auf einen öffentlichen Bücherschrank. Der wurde, während ich mein Eis aß, sehr gründlich und systematisch von einem Mädchen durchsucht. Und sie machte mehr Beute, als ihr Fahrradkörbchen fassen konnte.
So gestärkt kommen wir nun zur Abteilung Bibo kriegt den Hals nicht voll. Denn wenn man eine halbe Stunde auf den Zug warten muss und nach der Zugfahrt noch nicht zu Hause ist, dann kann man ebenso gut auch mit dem Rad zurück fahren.
Über Wahn.

Zu Hause fällt mir dann ein: Ich habe, seit ich in Köln meiner Mutter dienen musste, keine richtige Tagestour mehr gefahren. Es hat mir gefehlt. Ich kann es noch. Ich möchte es wieder öfter tun. Das Handgelenk spielt wieder mit, aber ich sollte mir trotzdem Handschuhe besorgen und vielleicht eine Radhose.
- Bahnhöfe: 7 (Frankfurter Straße, Businesspark,
- Strecke: ca. 60 km
- Fahrzeit: ca. 10.30 -19.00 mit Pausen
- Pausen: 3 (Wurstsalat, Eis, Malzbier)
- Körpergefühl am Abend: unbezahlbar
Die Gesamtstrecke war länger als neulich in der Heide, aber einfacher zu fahren. Zwischendurch habe ich, wie auch schon neulich, an meiner Kondition gezweifelt, wenn ich von älteren Leuten überholt wurde. Auf den 2. Blick waren es Pedelecs (also Mofas).
Edit 15. 7: falls jemand das nachfahren möchte, habe ich eine ähnliche Tour geplant.