Hinter Mauern


20180908_163346_resizedEs war einmal ein Clarissenkloster, das stand in Kalk, daneben eine Kirche. Bevor es die U-Bahn gab, fuhr ich daran mit der Straßenbahn vorbei und ab und zu sah ich eine schwarz gekleidete Nonne. (Genau das Richtige für meine Nonnenphobie)

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Kirche
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Torhaus

Umgeben war das ganze Kloster von einer hohen Mauer.

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Mauer von innen

Darinnen lebten, wie gesagt, Clarissen.
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Was ich nicht wusste: Abgesehen von einigen Wenigen, die im Torhaus wohnten, lebten die Damen hier freiwillig wie im Knast. Hinter dicken Mauern und Gittern, ohne Kontakt zur Außenwelt. Wer durch diese Pforte eintrat, kam lebend nicht wieder heraus. Tot auch nicht denn sie hatten einen eigenen Friedhof.

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Original Fenster einer Zelle, unten.

Beim Gottesdienst: Eigener Trakt für die Nonnen, hinter einem Gitter. Zellenfenster: Vergittert. Es gab ein Besucherzimmer für Angehörige: Auf der einen Seite die angehörigen, auf der anderen die Nonne, hinter Gittern. Das Besucherzimmer hatte eine Drehschleuse, durch die Gegenstände gereicht werden konnten. Andere Dinge des täglichen Bedarfs. konnten direkt durch eine Klappe geliefert werden.
Für mich wäre so ein Leben der nackte Horror. Wie kann sich jemand das freiwillig antun?
Jedenfalls ging dem Kloster sowohl der Nachwuchs als auch das Geld aus. Schließlich lebten nur noch wenige uralte Nonnen in dem baufälligen Gemäuer und kamen nicht mehr zurecht. Behindertengerecht war das ja auch nicht.
Das Erzbistum Köln übernahm das Gebäude, nachdem die Nonnen aufgeben mussten und wusste auch zunächst nichts damit anzufangen.
Als dann 2015 die ersten Flüchtlinge ins Land kamen, bot das Erzbistum an, das Kloster als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Dazu war es aber zu baufällig.
In Rekordzeit wurde ein Bauantrag gestellt, genehmigt (!), geplant, umgebaut, angebaut und was am Ende dabei heraus kam ist ein integratives Wohnprojekt.
Um einen Zugang zu schaffen, wurde ein Teil der Mauer abgerissen, es entstand ein Vorplatz, die Kirche erhielt einen neuen Seiteneingang, es wurden noch zusätzliche Gebäude errichtet.
Die Kirche ist immer noch Kirche, kann aber auch als Veranstaltungsraum und Anlaufstelle für Flüchtlinge genutzt werden.

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Innenhof

Im ehemaligen Klostertrakt wurde aus jeweils zwei Zellen ein größeres Zimmer. Hier leben Jugendliche in Wohngruppen.
Der völlig überwucherte Innenhof wurde gerodet und bekam ein neues Pflaster.
Die Gitter der Fenster wurden entfernt, die Zimmer bekamen neue, größere Fenster.
Hinter den kleineren liegt noch der ehemalige Wandelgang.
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Hinter dem ehemaligen Klostertrakt, wurde ein Neubau errichtet.
Hier leben Flüchtlinge, Menschen mit Behinderung und Menschen mit wenig Geld zusammen. Der Neubau wurde gut und günstig geplant, die Wohnungen sind unterschiedlich groß, im Garten befinden sich Sitzplätze, eine Sandkiste und Kirschbäume.

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Neubau mit Garten
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Rückseite des Neubaus mit Buche

So unterschiedliche Menschen zusammen, klappt das? Offensichtlich schon. Die Wohnungen sind begehrt. Die ganze Anlage ist autofrei und strahlt eine ruhige Atmosphäre aus.
Die mich kennen wissen: Es war mal wieder Tag des offenen Denkmals. Leider war nur das Handy mit, weil ich keine richtige Kamera mit zum Aikido schleppen wollte.