Mein Schicksalsberg


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Was Australien der Uluru ist Sri Lanka der Sigiriya. Deren Entstehung ist ähnlich: Nach Jahrtausende langer Erosion blieb ein Stück Vulkanschlot übrig.
Oben auf dem Sigiriya befinden sich die Ruinen einer Festung. Und das ist eine Geschichte von Mord, Neid und Totschlag: König Dhatusena regierte 455–473 in der Hauptstadt Anuradhapura.  Kassapa, sein Sohn von einer seiner Nebenfrauen, sicherte sich so die Thronfolge, in dem er seinen Vater 473 umbrachte. Allerdings hatte er Angst vor seinem Halbbruder Moggallana, der der rechtmäßige Thronfolger war. Deswegen ließ er die Festung errichten und zog sich auf den sicheren Fels zurück. 491 kehrte Moggallana mit einer Armee aus dem südindischen Exil zurück und besiegte trotzdem den bösen Bruder.

Vorbei an den Schwimmbecken des bösen Königs und seiner Truppen geht es zu dem steilen Aufstieg über 1200 Stufen. P1010460Ich bin dieses Mal nur bis zu den Wolkenmädchen mitgegangen und habe dann auf dem Rückweg ein gemächliches Tempo eingeschlagen und fotografiert. Schließlich war ich schon mal oben.

Damals war es noch nicht so voll, wie man sieht. Und heute ist es verboten, die Wolkenmädchen zu fotografieren, weil es zu viele Idioten gibt, die nicht ohne Blitz fotografieren können.

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Wolkenmädchen 1995

Damals, 1995 waren wir also ganz oben. Und wir ließen uns von einem Guide bequatschen, einen Sitzplatz für Wachposten zu besichtigen. Dazu ging es diese steile Stiege hinab:
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Und dann nur noch ein Stückchen am Felsen entlang. Ich rutschte aus und dann hing ich da, mit den Füßen in der Luft, mit den Händen an einer rostigen Metallstange. Und das mir, die ich Geräteturnen immer gehasst habe.

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1995: Zugegeben, ein toller Ausblick

Und dann dachte ich mir: „Nein, das ist jetzt noch zu früh hier abzustürzen!“ und schwang mich mit Unterstützung meines Reisebegleiters zurück auf den sicheren Fels. Merkwürdig: Ich hatte überhaupt keine Angst bei der Aktion. Würde ich aber jetzt nicht wiederholen wollen. Aber ich habe mir die Stelle gemerkt für den Fall, dass ich mal beschließe zu sterben.

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Noch einige Impressionen vom Sigiriya 2019 und mein persönlicher Lieblingsfelsen.

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Die Kobra

Und meine persönlichen Lieblingsaffen:

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Ein letzter Blick von der anderen Seite.

 

 

8 Kommentare

  1. Ich war erst einmal auf Sri Lanka und hatte keine Gelegenheit für diese Tour. Nun sehe ich, was ich verpasst habe. Mein Neid wird dir auf ewig hinterher hoppeln.Das ist echt beeindruckend und diese Stiege ist in der Tat eine echte Alternative zur Müngstener Brücke.

  2. Sigiriya!! Hach, da bekomme ich Gänsehaut. 1992 war ich dort oben. Die Geschichte dazu fand ich damals auch total spannend, der Blick von da oben – ein Traum. Und ich erinnere mich noch sehr lebhaft an all den Schweiß auf dem Weg nach oben. Bei praller Sonne…

    Das mit der Angst finde ich auch interessant. Ich hatte damals auch vor nix Angst (bin allerdings nicht die Stiege runter) und frage mich heute „Ist das ein Privileg der Jugend – so furchtlos zu sein“?
    Liebe Grüße, Ulrike

    • Nein, das ist ganz bestimmt kein Privileg der Jugend. Als Kind und Jugendliche hatte ich sehr viel mehr Angst (mir einreden lassen) und mir nichts zugetraut. Mut kam später. Mit jeder Angst, die ich überwunden hatte, habe ich mir mehr zugetraut.
      Nach Fahrrad (viel zu weit!) kam Kanu (da kannst Du kentern) kam Kajak ( (da wirst Du ganz bestimmt kentern) kam Canopy trip (da fällst Du runter) kam Aikido. (Kampfsport!!) Die Episode am Sigiriya kam zwischen Kanu und Kajak.
      Dass Angst kein Privileg der Jugend ist, siehst Du auch an den Kids, die sich so viel Angst vor dem Klimawandel haben einreden lassen. Normal soll Angst ja gefügig machen, aber der Schuss ging nach hinten los. Sie gehen auf die Straße.

      • Interessant. Ich denke oft, dass erst die Erfahrungen (nicht das Einreden…) einem im Laufe des Lebens aufzeigen, was alles passieren kann. Das setzt sich dann fest und wird als Denkmuster immer wieder aufgerufen. Aber natürlich funktioniert das auch im umgekehrten Fall. Die Erfahrung, das nix passiet, kann auch ins Denkmuster übergehen. Wie schön!
        Mit den Freitags-Demos hab‘ ich auch so meine Zweifel. Da werden Kids zum Teil instrumentalisiert – auch wenn gerade sie ein Recht auf den Schutz unserer Natur haben.

      • Was Du beschreibst ist ein eigentlich gesundes Gefahrenbewusstsein. Ich glaube, mittlerweile sind die meisten Städter nicht mehr in der Lage eine Gefahr realistisch einzuschätzen. Ich nehme so Aussagen zur Kenntnis wie: „Ich gehe heutzutage nicht mehr allein in den Wald.“ Wie realistisch ist das denn, dass ein Vergewaltiger (oder der böse Wolf) mitten im Wald hinter einem Busch hockt und wartet, dass genau an der Stelle eine einzelne Frau vorbei kommt? Die meisten Vergewaltigungen finden nun mal im häuslichen Umfeld statt. Auf der anderen Seite sind beim letzten Sturm ganz viele Leute durch den Königsforst gelatscht, weil die Bahnen wegen des Sturms nicht mehr fuhren. Ich sehe zu, dass ich raus aus dem Wald und rein in ein festes Gebäude komme.
        Wildwasser 1 – 2 kann jeder unter Anleitung fahren. Ich selbst bin schon mit etwas Übung ne schlappe 3 gefahren. Dazu gehört, den Fluss lesen zu können. Das heißt aber nicht, dass ich die Niagara-Fälle runter fahren würde. Klar kann man kentern, zum beispiel am Kehrwasser oder wenn man quer zur Strömung gerät.. Die meisten kentern schon beim Einsteigen: Aufrecht und den ersten Fuß neben die Mitte und flupp.
        Die größte Gefahr geht vom alltäglichen Straßenverkehr aus: Gefahrenbewusstsein = 0.
        Auf dem Überhang eines aktiven Sandkliffs picknicken oder die Kinder unten Höhlen buddeln lassen: Gefahrenbewusstsein = 0.

    • Ich glaube auch, das fehlen von Angst in so einer Situation ist gesünder, denn Angst macht handlungsunfähig.

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