Ich will mit keinem Haufen raufen
Reinhard Mey
Lass mich mit keinem Verein ein
So ähnlich dachte ich auch Anfang der 70er, vom Schülermobbing schwer geschädigt. Dabei verbrachte ich doch schon den größten Teil meiner Freizeit im Reitstall und irgendwann musste ich da auch zähneknirschend in den Reitverein eintreten um den Reiterpass zu machen und allein ausreiten zu können.
1980 kam mein Hund Bär als Welpe zu mir. „Ich gebe Dir den nur, wenn Du regelmäßig auf den Hundeplatz gehst!“, sagte sein Züchter, Herr Mückel, sehr zu Recht. Ein großer Hovawart-Rüde ist nun mal kein Damenhandtäschchen.
Wir landeten dann im Verein für deutsche Schäferhunde hier in der Nähe. Der Bär und ich bekamen eine gründliche Ausbildung in Suche (Sonntags um 7), Unterordnung, Schutzdienst. Spaß gemacht hat die Arbeit mit den Hunden auch. Aber bis heute ist es für mich der Gipfel der deutschen Vereinsmeierei geblieben. Kleine Frau mit großem Hund war eher die Ausnahme. Dicker Mann mit großer Klappe die Regel. Die wenigen Frauen, die es dort gab, waren zumeist die Ehefrauen der Männer mit den Schäferhunden. Vereinsversammlung war Pflicht und wer morgens nicht zur Suche erschien wurde mit „Maaahlzeeiit! Heute morgen war Suche!“ begrüßt. Die Emanzipation war dort auch nicht so ganz angekommen. Vereinsheim putzen war „Frauenarbeit“.
Der Bär fiel auch aus dem Rahmen. Wenn bei der Ringhetze alle hysterisch kläfften, lag er da und guckte. Kam der Figurant vorbei, schnappte er sich den Arm und hielt fest, sehr fest. Auf „Aus!“ legte er sich wieder hin als wäre nichts gewesen. Stellen und verbellen im Schutzdienst fand er überflüssig. Stellen ja, aber bellen? Wenn doch der Figurant gar nix macht? Wat soll dä Käu?
Irgendwann hatten wir genug gelernt, VB und SchH1 war abgelegt, SchH2 und SchH3 wollte ich nicht, und ich meldete uns wieder ab.
Immerhin hatte mir dort eine Frau mit eigenem Hund etwas von Aikido erzählt. Toll, dachte ich, müsste ich auch können, und legte es zu den Akten meiner Unsportlichkeit.
Ungefähr zu der Zeit wurde ich auch politisch und ich suchte mir nach und nach den einen oder anderen Verband, den ich mit Spenden unterstützen wollte. Von ADFC bis WWF.
Während ich den ADFC in Köln, von einer einmaligen Fahrrad-Busfahrt an die Loire abgesehen, nur finanziell unterstützte, wurde der ADFC-Hamburg ziemlich wichtig in meinem Leben. Anfangs, als ich mich dort noch nicht auskannte, bin ich öfter bei den Touren mitgefahren. Später war ich aktives Mitglied, machte bei der Zeitschrift mit, texten, kürzen, fotografieren, verleserlichen (seufz), half bei der Radreisemesse, sprang bei der Standbetreuung und den Sternfahrten ein.
Als ich aufhörte zu reiten und eine Ersatzhandlung suchte, fiel mir Aikido wieder ein. Dabei galt es, eine besondere Hemmschwelle zu überwinden: Ich hatte mir beim Abi geschworen, nie wieder eine Sporthalle zu betreten. Aber die „Goliaths“ sammelten mich einfach ein.
Beim Nabu gab es interessante Führungen und auch ein „Ehrenamt2. Mein Sommer auf Holnis.
Kurz vorher hatte ich auch mit Bookcrossing angefangen. Kein Verein aber eine gute Gemeinschaft von Gleichgesinnten.
Dann musste das alles weg!
Vor dem Umzug nach Köln machte ich Großreinemachen und kündigte aus finanziellen Gründen allen Verbänden und Vereinen, die sich so angesammelt hatten.
Sogar diese sektenartige Tier“rechts„organisation hatte sich wohl irgendwann bei mir eingenistet und buchte fleißig ab. Tatsächlich war die am schwersten wieder loszuwerden und verlangte noch einen vollen Jahresbeitrag, damit ich gehen durfte.
In Köln blieb mir Bookcrossing erhalten: Ist ja kein Verein, aber eine schöne Gemeinschaft von Gleischgesinnten und durch die größeren Treffen kannte ich dann schon Leute aus der Gegend. Nie war ein Ortswechsel so einfach wie heute.
Und ich wollte unbedingt mit Aikido weitermachen. Im Aikido Forum Kishintai fand ich, was ich suchte: Ein professionelles Dojo (kein Verein) eine neue Heimat und einen dringend benötigten Ausgleich zu meiner narzisstischen Mutter.
Und jetzt? Jetzt wo ich finanziell saniert bin, könnte ich ja mal wieder eine gute Sache unterstützen, dachte ich. Aber was? ADFC und NABU standen wieder in der engeren Wahl, aber auch die Stiftung Denkmalschutz, deren Arbeit ich immer am Tag des offenen Denkmals bewundert habe. und hier schließt sich der Kreis.
Bei einem Bookcrosser-Treffen erzählte der RalfH von der NRW-Stiftung. Deren Mitgliedschaft zum kostenlosen oder ermäßigten Eintritt in etlichen Museen in NRW berechtigt. Dies, in Verbindung mit meinem KVB „Rentnerticket“ würde meinen Wissensdurst auf Jahre befriedigen.
Ich habe mich dann mal schlau gemacht. Die NRW-Stiftung orientiert sich am britischen National Trust.
Ähnlich wie dieser fördert die NRW-Stiftung sowohl Naturschutz, als auch Kultur und Denkmalschutz. Eine Mischung aus NABU und Stiftung Denkmalschutz.
Jetzt bin ich also frisch ausgestattet mit Infomaterial und Förderausweis und das wird auch in Kombination mit Fahrrad und KVB meine Lifetime-Challenge „mach was, was Du noch nie gemacht hast“ neu beflügeln.
Und wie haltet ihr es so, mit der Vereinsmeierei?
NABU. BeeNature. Tierschutzverein Flensburg. Verdi (auch so’n Verein…*g*) Und natürlich der Naturgarten eV
Reicht für Eine, die auch ungern vereinsmeiert 😉
Bei Verdi war ich auch zahlendes Mitglied. Die fühlten sich allerdings nicht zuständig, als ich als „Freie“ aus dem NDR gemobbt wurde. Saftladen!
Im Cutterverband war ich auch.
Achja, und diese Stiftung kommt mir interessant vor. Muß mal meine Eltern fragen, ob sie die kennen, wäre vielleicht was für sie!?
Ich kannte die nicht, aber der Test war schon mal gut.
Im Moment bin ich nicht mehr in irgendwelchen Vereinen. Irgendwann bin ich auch aus allen ausgetreten, und jetzt brauche ich da einfach mal Pause.
Viele liebe Grüße
Wolfgang