Die Anfahrt- Wasserburgen-Route 1


Überraschung! Ich hätte geschworen, ich müsste ganz Köln durchqueren, um auf die Wasserburgen-Route zu treffen. Aber der allwissende Routenplaner meinte, der kürzeste Einstieg wäre über Wesseling und Brühl. Soll mir recht sein, die Strecke kenne ich nicht. Also erst einmal an den Rhein.
Mein erster Zwischenstop ist die Klostergärtnerei des Alexianerklosters in Ensen.


Der Weg zum Rhein gefällt mir nicht. Die Strecke über Poll bleibt die schönere, ist aber länger. Dann blicke ich endlich auf den Fluss.

An der Zündorfer Groov entlang geht es auf die wunderschöne Rheinstrecke.

Vorbei an einem der letzten Auwälder. Dieses Idyll soll durch eine Autobahnspange zerstört werden. Flugs ist die Fähre nach Wesseling erreicht.

Am anderen Ufer überlege ich, ob ich an der Bude ein paar Fritten essen soll, aber so hungrig bin ich noch nicht.

Kapellchen bei Wesseling

Hätte ich mal besser. Die 6km nach Brühl sind erstaunlich lang. Zuerst eine Sammlung von Kreisverkehren, die mich aus Wesseling heraus führen, dann das Naturschutzgebiet Entenfang, das eigentlich nur ein Park ist und schließlich die Feuerwehr, die mir den Weg zum Schloss Falkenlust versperrt. Mit weißen Seuchenschutzanzügen ausgestattet, verbreitet sie eine bedrohliche Stimmung. „Wir nehmen nur Abstriche.“ „Ääh, ja?“ Von mir wollten sie aber keinen. Der Park von Schloß Augustusburg ist wegen Astbruch geschlossen.

Augustusburg von ganz weit weg

In Brühl mache ich Mittagspause mit Fisch und Kartoffelsalat.

Hier sehe ich auch erstmalig das kleine Emblem der Wasserburgen-Route. Ich bin also richtig.

Nach dem Essen geht es zunächst bergauf in die Ville. Der Höhenzug liegt quer zwischen Köln, Bonn und Aachen.

Heider Bergsee

Und dann stehe ich plötzlich im Wald und an einem See und kaum stehe ich da, fängt es an zu schütten. Nur ein kurzer Schauer und eher erfrischend.

Die Landschaft die ich jetzt durchfahre, ist Natur aus zweiter Hand. Ein See reiht sich an den anderen, alles ehemalige Tagebau-Gruben. Seit 1877 bis in die 60er Jahre wurde hier Braunkohle gefördert. Die Seen entstanden eher zufällig. Nach dem Ende der Kohleförderung stieg Grundwasser auf und Oberflächenwasser floss hinein. Ein See reiht sich an den anderen bis zum Liblarer See. Das Umfeld wurde dann rekultiviert. Wie dem auch sei, ich genieße die Fahrt durch den jungen, frischen Laubwald, der so ganz anders ist als der Königsforst.

Liblarer See

Bevor ich mein Tagesziel Liblar erreiche, mache ich noch eine Pause im Wald, als ein Dackel vorbei kommt und gleich danach das Herrchen. Wir schwätzen eine Weile über Radreisen, die er auch macht. Solche Begegnungen sind das Salz auf der Suppe der Radreisenden. Ich schätze sie sehr.

Noch ein Schwan

In Liblar finde ich rasch mein Gasthaus zum Schwan. Zum ersten Mal habe ich Zimmer vorgebucht. Das verkürzt meine Tagesstrecke, ist aber sicherer. 40km sind auch genug für die coronabedingt untrainierte Radlerin.

Nach der Dusche mache ich noch einen Spaziergang durch Liblar und sehe die erste Wasserburg, das imposante Schloß Gracht.

Von innen ist es nicht zu besichtigen, sondern eine Spezialklinik für Psychiatrie, aber der teils barocke, teils naturbelassene Park ist sehenswert. Ich finde eine gute Stelle um das Schloss zu fotografieren. Ein paar Kerle sitzen da, Rücken zu mir, unwesentlicher Bildbestandteil, aber einer von denen rennt mir immer wieder gestikulierend ins Bild und versucht mir irgend etwas zu erklären. Vermutlich die dunkle Variante von „ Sie haben mir ins Gesicht gefilmt“. Erkenntnis des Tages: Ein echter Depp hat keine Farbe. Bei dieser Begegnung bin ich froh, dass ein Wassergraben uns trennt.

Noch eine Runde durch den Ort:

Feines Fachwerk
Berühmter Sohn der Stadt: Carl Schurz

Ich beende den Tag mit Thailändischen Vorspeisen und Weißwein.

https://www.komoot.de/tour/241551452