Sonniger Sonntag und ich entschließe mich spontan eine Tour zu wagen, so weit die Räder tragen. Ohne Plan, Komoot nur zum Tracken des offizellen Endergebnisses dabei.
Bei meiner letzten Fahrt zum Deutzer Bahnhof, war ich mit der vorgeschlagenen Piste noch nicht so ganz zufrieden, also fuhr ich erstmal immer geradeaus, Richtung Deutz. Die Strecke, die ich normalerweise Fahre ist zwar schöner, beinhaltet aber auch einen gewissen Umweg. Diese ist schneller. Einfach geradeaus, immer Richtung Osten.

In Vingst fährt mich und einen Fußgänger beinahe ein Idiot über den Haufen, der mit röhrendem Motor bei Dunkelrot über die Ampel rauscht. Gut, dass ich nicht so schnell war, und die Hand schon and der Bremse hatte.
Rechts und links der Dillenburger Straße, warten Industrieruinen auf ihre Weiterverwendung. Wohnen? Kunst? Kultur? Noch ist nicht klar, was das mal werden soll.
Kunst gibt es hinter der Haltestelle Trimbornstraße. Ich liebe diesen großformatigen „Caspar David Friedrich.“
Caspar David Friedrich war hier
Nach nur 30 Minuten stehe ich am Rheinufer. Wohin jetzt? Da ich weiß, dass die Drehbrücke zu den Poller Wiesen gesperrt und die Umleitung wenig erbaulich ist, wende ich mich nach rechts, dem Rhein zu folgen.
Linksrheinisch bin ich schon einmal nach Neuss gefahren, deswegen bleibe ich auf der Schäl Sick.
Im Rheinpark , der 1957 im Rahmen der ersten Bundesgartenschau entstandenen Parkanlage, fährt noch immer die Bimmelbahn, am Rheinufer wird eine Messe gefeiert.
Leider ist der anschließende Jugendpark wegen einer Veranstaltung gesperrt. „Umleitung über Rheindamm!“
Und so fahre ich denn auf einer hubbeligen Fußgängerpiste am Mülheimer Hafen vorbei.
Übrigens hat mich der Biotom mal mitten im November gebeten, den Mülheimer Hafen zu fotografieren. Also Biotom, jetzt hätte ich ihn nochmal in schön.
Und schon bin ich auf der heute sehr belebten Rheinstrecke. Die bin ich ja schon oft gefahren. Schneller als erwartet, komme ich in Leverkusen an und drehe eine Runde durch den Carl-Duisberg-Park, den japanischen Garten und an den angrenzenden Chemie-Palästen vorbei.


Im Japanischen Garten
In Leverkusen erwische ich eine Umleitung. Gab es die nicht 2018 schon?
Die Umleitung führt in eine Baustelle und gleich noch eine Baustelle Und ab hier betrete ich Neuland. Zunächst folge ich auf einem schönen Radweg, dem Lauf der Dünn, lasse mich dann aber von einer Beschilderung Richtung Monheim verleiten und eiere erstmal ergebnislos durch Rheindorf, bis ich tatsächlich den Rhein wiederfinde. Außerdem bin ich hungrig.
In Hitdorf also erstmal Boxenstop für Bibo im alten Brauhaus. Dort erst bemerke ich, dass es wohl ziemlich heiß ist. Denn es kommen Leute, die einen Schattenplatz suchen. Im Fahrtwind ist mir das so gar nicht aufgefallen.
So gestärkt, kann ich die parkartige Landschaft am Rheinufer bei Monheim genießen. Immer noch viel los. Menschen planschen im Rhein und hinterm Deich ist ein Ponyhof.
Auf einer Bank bei der Urdenbacher Kämpe bin ich unentschlossen. Rechts, einmal rundherum? Halbrechts Richtung Haus Bürgel? Oder geradeaus, Richtung Düsseldorf? Düsseldorf wäre leicht erreichbar gewesen, aber weil es schon nach 17.00 ist, entscheide ich mich gegen Düsseldorf und für links und setze mit der Fähre über nach Zons um auf Kölner Stadtgebiet eine Bahn zu nehmen. Auf dem Rheindamm in die andere Richtung ist es auch schön. In Worringen verlasse ich das Rheinufer in Richtung Bahnhof, auch weil die Strecke dort an der Straße entlang, nicht so schön ist.
Hätte, hätte Fahrradkette!
Jetzt weiß ich auch, was das bedeutet. In Worringen, bzw Roggendorf fährt die S-Bahn – nicht! Bahnstreik! Auch wenn ein Wechsel zwischen Bahn und Nahverkehr nicht mehr so einfach mit Zuschlag möglich ist und die Bahncard im Nahverkehr schon mal gar nicht gilt – Im Streik sind sie wieder vereint. Und nebenan rauscht auch noch ein ICE vorbei, nur um mich zu verspotten.
Also wieder auf’s Rad, der Beschilderung Richtung Innenstadt folgend. Und so übel ist die Strecke gar nicht mal. Zuerst ein stück Hauptstraße, aber dann geradeaus über eine stillgelegte Piste und durch verkehrsberuhigte Stadtteile.
Ich weiß nicht, ob es an dem Hühnermobil liegt, oder daran, dass die Straße für Autos gesperrt ist, jedenfalls vertreiben sich an diesem Streckenabschnitt jede Menge Menschen die Zeit mit rumstehen, klönen, Rad fahren, skaten…
An der Militärringstraße angekommen, an der dritten S-Bahn Haltestelle, frage ich die Polizei nach einer KVB-Haltestelle und meine Freundin und Helferin weist mir den Weg zur Haltestelle Longericher Straße.
Linie 15 bringt mich zum Zülpicher Platz und dort ist es schon dunkel. Noch ein Boxenstop in der Tapas-Bar meines Vertrauens. Den habe ich mir verdient. Und dann mit der 9 nach Hause.

Der Biotom ist ganz heiß auf den Mühlheimer Hafen! 😉 Kann ich gleich verwenden!
Ist unterwegs
Wow das ist ja eine tolle Runde. So viel Kilometer würde ich gar nicht auf dem Rad überstehen. Schnupfige Grüße aus Niedersachsen
Dafür würde ich nicht so viele Kilometer zu Fuß überstehen. Ich habe ja das Radfahren angefangen, weil ich nicht richtig laufen konnte. Nach 37 Jahren Radreisen weiß ich mich aber ganz gut einzuschätzen. Wenn ich denke, ich habe genug, schaffe ich noch 20km.
Früher lag meine Wohlfühlstrecke bei 60km/Tag und so habe ich auch Seesen angegangen.
Um so überraschter war ich, dass ich voriges Jahr auf der Wasserburgen-Route die 40km, die sich aus der Notwendigkeit der Vorbuchung ergeben haben, als ziemlich anstrengend empfunden habe.
Diese hier hätte ich auch zu Ende fahren können, wenn ich auf der Rheinstrecke geblieben wäre. Ich war alles andere als fertig, als ich auf die Bahn gesprungen bin. Im Dunkeln quer durch Köln hatte ich aber keine Lust zu fahren.