Vorwort: Während meines Studiums in den frühen 80ern des vorigen Jahrhunderts beschäftigte ich mich mit Dia-AV. Das war damals die „preiswerte“ Alternative zu richtig Film. 1080 Dias (ohne Ausschuss) konnte man gerade noch so stemmen. 16mm Film war nahezu unerschwinglich. Bis heute produziere ich kaum Ausschuss beim Fotografieren.

Mülheim an der Ruhr wirbt seit geraumer Zeit auf Plakaten, im Internet, eigentlich überall mit der Ausstellung van Gogh-Experience. Als ich vorgestern von der Zahnärztin kam, entdeckte ich in der U-Bahn-Station, ausgerechnet im kulturell unterbelichteten Stadtteil Vingst eine winzig kleine Tafel, die dieses Ereignis auch für Köln ankündigte. Sie läuft sogar schon ab Oktober, im Netz recherchert „an einem geheimen Ort“. Der geheime Ort stand auf der winzig kleinen Tafel. Ich bin ja für neue Erfahrungen immer zu haben, also machte ich mich auf den Weg

Nun hatte ich damit gerechnet, ich bekäme so eine Virtual-Reality-Brille, wie sie auf der Ankündigung zu sehen ist. Bekam ich aber nicht. Keine Wartezeit, ich durfte gleich hochgehen. Im Vorraum ein paar museale Informationen zu van Goghs Leben, man hört Musik.
Der Musik folgend, finde ich mich in einem großen Raum wieder. Noch einen Klappstuhl geholt und dann rein ins vergnügen. Überlebensgroß erscheinen die Bilder auf den Leinwänden in zwei Räumen. Einige davon sind animiert. die Eisenbahn fährt, die Vögel fliegen, die Sterne drehen sich zu klassischer Musik.






Die Menschen sind still und staunen. Zwischen Entspannung und visueller Überforderung schaue ich mir das Spektakel zweimal hintereinander an. Beeindruckend und dennoch kommt mir dabei irgend etwas bekannt vor.


In einem Nebenraum gibt es noch ein Sonnenblumenfeld und am Ausgang van Goghs Schlafzimmer, lebensecht nachgebaut.

Erst Stunden später fällt es mir auf: Das war eine AV-Schau, gar nicht mal so unähnlich denen, die ich vor 40 Jahren, wenn auch mit sehr viel primitiveren Mitteln (Schieberegler statt Computer) selbst gemacht habe. Nur größer, bombastischer und auf mehrere Leinwände verteilt. Ohne Überblendtechnik, statt dessen mit einigen Animationen. Tja. Und jetzt frage ich mich: Warum kommt das jetzt? Die letzte professionelle AV-Schau habe ich in den 80ern auf der Photokina gesehen. Danach kam Digitalfotografie, Computeranimation, 3-D-Film und virtuelle Realität. „Slide-Show“ gab es höchstens als einfachen Effekt, zum Beispiel hier auf WordPress. AV war einfach in der Versenkung verschwunden. Wer zum Geier hat das ausgebuddelt?
Diese spezielle Van Gogh Erfahrung habe ich mal in Schweden machen dürfen. https://frauhemingistunterwegs.wordpress.com/2019/08/11/auf-den-fluegeln-des-sturms/