Warum wir komische lateinische Namen brauchen


Ich sitze an der Bahnhaltestelle, die Bahn ist gerade weg, ich habe also Zeit für einen Vergleich.
Was blüht denn da im Gleisbett?


Es ist gelb, es ist ein Korbblütler, so weit, so klar. Und ich nutze die Gelegenheit, zwei Apps zu vergleichen.

Obsidentify, links, ist sich 100% sicher: Das ist südafrikanisches Greiskraut!
Plantnet, rechts, etwas vorsichtiger, ist sich 78% sicher: Das ist schmalblättriges Greiskraut und bietet noch Felsen-Greiskraut als Alternative.
Schaut man genauer hin, sieht man bei beiden Apps: Senecio inaequidens. Es ist also dieselbe Art, die mit verschiedenen deutschen Bezeichnungen bestimmt wurde.
Und deswegen brauchen wir die komischen, lateinischen Namen. Die dienen der internationalen Verständigung, und nicht etwa die englischen, wie eine überhebliche Teilnehmerin der Reise nach Sri Lanka glaubte.
Dabei ist Senecio der Gattungsname und inaequidens der Artname.
Sicher wäre ich in beiden Fällen nur beim Gattungsnamen: Senecio
Denn um eine Art sicher zu bestimmen, muss man nicht nur die Blüte betrachten, sondern die Pflanze ausbuddeln, Wuchsform, Stängel, Blätter, Triebe, Blüte und evtl. auch Früchte und Wurzel genau untersuchen. Und das wage ich denn doch nicht im Gleisbett, wenn die Bahn kommt.

Ende November blüht es immer noch