Frau Unterwegs mit mir rief zur Blogparade Fremdsprech.
Was für Sprachen spreche ich denn nun?
- Kölsch: War sozusagen meine erste Fremdsprache. Meine Oma sprach reinstes Kölsch, mir aber war Kölsch verboten. Damals galt nämlich die Theorie: Wer zu Hause Kölsch spricht, lernt schlecht schreiben. Das stimmte sogar für einige Schulkameradinnen, deren Eltern ausschließlich Kölsch sprachen. Kölsch hat eigene Vokabeln und eine eigene Grammatik, die von der Deutschen abweicht. Das rheinische Gerundium ist dem Englischen verwandt: Et es am räne.
Irgendwann wollte ich Karneval in die Bütt und dazu musste ich ein endlos langes Gedicht auf Kölsch auswendig lernen. „Mir jonn noh de Groß“. Inhaltlich war das schon klar, aber die Aussprache… Mein passiver Wortschatz ist groß, die Aussprache erbärmlich. - Englisch: Ganz klar, erste Fremdsprache auf dem Gymnasium unterrichtete die dicke, gemütliche Frau Lange. Bei ihr habe ich schnell und gut gelernt. Als sie krank wurde, gab es je ein halbes Jahr bei einer englischen Muttersprachlerin und einem amerikanischen Muttersprachler. Ich weiß nicht, was der deutsche Lehrplan dazu gesagt hat, dass wir unsere Lieblingsplatten im Unterricht gehört und übersetzt haben, aber es war lustig und effektiv. Zwischen der 10. und der 11. Klasse war ich vier Wochen in London und anschließend die Londoner vier Wochen in Köln. Da meine Partnerin überhaupt kein Deutsch sprach, konnte ich Englisch anschließend so gut, dass es bis zum Abi gereicht hat. Englisch ist praktisch für unterwegs. Man kommt damit ziemlich weit.
- Latein: Gab erst der freundliche Herr Rodeck. Auch bei ihm habe ich schnell und gut gelernt, er war aber sehr langsam mit dem Lehrstoff. Und so kam, was kommen musste, in Gestalt von Frau Becker! Die größte pädagogische Niete des vorigen Jahrhunderts. Keifend, pöbelnd und brüllend stand dieser Drache vor der Klasse, und bezeichnete uns alle als strohdoof, weil wir nicht so weit waren, wie wir laut Lehrplan hätten sein sollen. Aber nicht, dass sie uns einfach dort abgeholt hätte, wo wir standen, sondern sie machte einfach dort weiter, wo wir hätten stehen müssen. Außerdem nannte sie mich ständig Barbara. Ich kotzte vor jeder Lateinarbeit und schrieb eine fünf nach der anderen. Bis ich nach einer kurzen Grippe in die Schule kam, von Lateinarbeit nichts wusste, mit Scheißegal-Stimmung in die Klassenarbeit ging und eine zwei schrieb. Nun hätte ich noch das große Latinum machen können, wollte aber nicht eine Minute länger als nötig mit dieser Frau verbringen.
Ich kann kein Latein! Falls ich Latein können muss, leite ich es aus dem Spanischen ab. - Französisch: kann ich lesen, verstehen und einigermaßen sprechen, aber nicht schreiben. Das war an der Schule ein ganz kurzes Intermezzo in der 11/1 mit Frau Wiedmann, die ich auch bis zum Abitur in Englisch hatte. Auch eine Lehrerin, mit der man auskommen konnte. Sie hatte allerdings einen strengen, sächsischen Akzent über Englisch und Französisch gelegt. Weil ich zu der Zeit noch unter dem Latein-Schock litt, und es kein Pflichtfach war, habe ich es gelassen. Anschließend war ich oft genug in Frankreich um es einigermaßen zu lernen. Menue avec ou sans escargots? Ahhja! Escargots sind also Weinbergschnecken. Französisch ist auch in Marokko durchaus praktisch.
- Spanisch: Habe ich nach der Schule freiwillig und gründlich gelernt. Wir warn nämlich damals auf Lanzarote und fanden die Leute da so nett, konnten uns aber nicht verständigen. Eine Freundin, die Spanisch studierte, hat danach meinen und ihren Freund und mich einmal in der Woche unterrichtet. Später hatte ich zwei sehr intensive Sprachkurse auf Gomera bei Muttersprachlern. Nach einem enttäuschenden Semester an der VHS wechselte ich zu einer Sprachschule in Köln, ebenfalls mit Muttersprachlern als Lehrern. mit dem Umzug nach Hamburg und Schichtarbeit beim NDR konnte ich an der Stelle nicht weiter machen. Aber nach mehreren Reisen ins spanischsprachige Ausland kann ich es ganz gut. Mit Spanisch kommt man auch sehr weit.
Und dann gibt es noch die Bröckchen
- Russisch Nach der Wiedervereinigung lief im Schulfernsehen „Russisch für sie“ Ich habe zehn Stunden auf VHS aufgezeichnet und gelernt, wenn ich gerade Lust dazu hatte. Auch das hat sich dann mit der Schichtarbeit erledigt. Russisch ist praktisch um ostdeutschen Kollegen den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Ja ni snaju!“ „Wie, das weist Du nicht?“ Ich kann es mühsam entziffern und ein paar Sätze zum Angeben. Ja ni panimaju po ruski.
- Marokkanisch-Arabisch/Berber: Ich bin ja immer der Meinung, ein paar Brocken in der Landessprache können nicht schaden. Und wieder waren die Leute so nett. Verstanden aber nie, warum ich Kawa Kahla (Kaffee schwarz) und der Kollege M aus D. Kawa Chlib (mit Milch) bestellt haben. Jedenfalls bekamen wir den grundsätzlich falsch rum serviert und mussten dann tauschen. Makensch muschgil (macht nix).
- Last not least: Japanisch: ichi, ni, som, chi, go… Wenn ich ständig mit japanischen Zahlen berieselt werde, kann ich irgendwann japanisch zählen. Ich habe mal die Theorie aufgestellt, wahrscheinlich könnte ich schneller japanisch lernen, als Aikido. Für Japanisch-Unterricht an der VHS müsste ich aber Aikido opfern. Japanisch ist praktisch auf der Matte. Lesen und schreiben werde ich das wohl nicht mehr lernen. Domo arrigato.
- Polnisch: Habe ich vergessen. Dzien dobre, dziekuje, das war’s.
Ausgesprochen polyglott. Interessant, dass du Latein aus Spanisch ableitest. Ich mach es genau umgekehrt, wei ich kein Spanisch kan. Eso es!
Französisch geht so, aber die Sprache macht mir zu schaffen. Immerhin reicht es, um nicht zu verhungern und ein paar Angelhaken oder Maden zu kaufen.
Latein: Gab bei uns der Herr Ternes. Er war ein guter Lehrer, ich ein schlechter Schüler. Immerhin: Das große Latinum habe ich geschafft, und die tote Sprache ist für mich sehr lebendig in der Mykologie. Wer weiß schon, dass der Schlauname der Stinkmorchel, „Phallus impudicus“, auf gut deutsch „Unverschämter Schniedel“ lautet. Oder – Achtung Ichtyhiologie – „Gasterosteus aculeatus“ als „Dorniger Panzerbauch“ zu übersetzen ist, was dem Dreistacheligen Stichling wohl gewaltig schmeicheln würde …
Altgriechisch: s. Latein
Englisch: Fast, aber nicht ganz so gut wie deutsch. Nach 3 Tagen „muss-englisch-sprechen“, träume ich auch in englisch.
Kordeler Platt = Moselfränkisch: leider viel zu schlecht, da nie zuhause. Immerhin: „Mir us Kurdel hun een Vurdel, mir us Kurdel hun et schien. Weil de Leut am schienen Kurdel lauder lustisch Kanner krie’n.
Plattdeutsch: Speel ick Theoder, hebb ick de Lacher op mien Siet!
Arabisch: Tut mir leid, aber diese und verwandte Röchel-Sprachen erachte ich als zerstörerisch für meine Stimmbänder. Holländisch auch! 😉
Ja nu, das Biologen-Latein kann ich auch. Zumal es da auch ganz lustige Kombinationen gibt. Soll noch mal einer sagen, Biologen wären humorlos.