Es ist wieder Donnerstag. Eigentlich wollte ich ein paar leckere Rievkooche vom Markt holen, aber nee, Donnerstag ist Feiertag. Und es ist indifferent grau bewölkt. Zu unentschieden zum wandern, Radfahren oder Hängematte hängen. Eine Zufallsreise vielleicht?
Eine der Spielregeln lautet: Fahre an die Endhaltestelle und erkunde den Ort. Die Monatskarte habe ich in den letzten Monaten gezahlt, aber nicht genutzt. Also wieder Zeit die Grenzen des „Rentnertickets “ zu testen. Ich fahre also zum Deutzer Bahnhof, springe in die erste Bahn die da kommt und die entlässt mich ausgerechnet in Düren.


Ja, ich hätte von hier auch noch in die Eifel fahren können, habe ich aber nicht gemacht. Warum auch immer.

Habt ihr eigentlich auch so ein merkwürdiges Zuhause-Gefühl, wenn ihr an einem Hotel vorbeigeht, in dem ihr schon einmal übernachtet habt? Also nicht richtig zuhause, aber irgendwie vertraut.
Düren war Zwischenstation auf dem Weg nach Aachen und da fand ich es auch schon eher langweilig. Nun ist es ja aber so, dass, wenn man Abends mit dem Rad ankommt, bis man ein Zimmer gefunden und geduscht hat, alles was man so besichtigen könnte, geschlossen ist. Was bleibt, ist eine schöne Altstadt, oder ein schöner Platz am See, Fluss, Meer… hat Düren nicht. Sogar die Rur fließt irgendwie an Düren vorbei.
Ich gehe also los, Düren zu erkunden.
Die Evangelische Gemeinde hat ihre Gebäude hübsch zuwuchern lassen und an dem Stadtmauerrest blüht ein Rosenbusch. Und dann:

Dann hat die zweite bislang völlig ungenutzte Karte ihren Einsatz, nämlich die der NRW-Stiftung. Im Leopold-Hoesch-Museum bin ich ganz ungestört. Leider verschwand die Sammlung des Stifters im zweiten Weltkrieg, aber der nach dem Krieg gegründete Museumsverein bemüht sich, das Museum durch Neukäufe wieder zu beleben.
In scharfem Kontrast zur neubarocken Fassade und Treppenhaus stehen die angebauten Ausstellungsräume.

Neben dieser sehr modernen Kunst sind vor allem im Obergeschoss viele expressionistische Kunstwerke zu sehen. Einige dieser in der NS-Zeit als entartet geltenden Kunstwerke haben es auf abenteuerlichen Wegen in das Museum geschafft. Zwangsveräußert, verschollen, gestohlen, wieder aufgetaucht…
Gleich hinter dem Leopold-Hoesch Museum befindet sich das Papiermuseum.

Hat es nicht Ähnlichkeit mit einem gefalteten Papierobjekt? Innen erfährt man alles über die Papierindustrie in und um Düren, Papierherstellung und Recycling und Papier als überraschend vielseitigen Werkstoff. Die Ausstellung der Heiligenbildchen habe ich allerdings nur überflogen.
Nach dem Besuch der beiden Museen schlendere ich noch ein wenig durch die Innenstadt.
Gleich hinter den Museen ein Wasserrad und noch ein Stückchen Stadtmauer. Allerdings geht es dort nicht weiter. Um das Rathaus herum wuchert noch die selbe Baustelle wie im August des vorigen Jahres.

Der Aachener Künstler Bonifazius Stirnberg hat in seinem Brunnen „Dürener Originale“ verewigt.
Leider hat ein anderer „Künstler“
den meisten die Hälse umgedreht.



Düren wurde im Bombenhagel 1945 gründlich zerstört. Dem entsprechend ist das Stadtbild ein bisschen fad. Das Papiermuseum finde ich architektonisch reizvoll. Beide Museen sind durchaus sehenswert, insofern hat sich der Ausflug gelohnt.
Gute Sache, so ein Zufallsausflug. Das Papiermuseum spricht mich besonders an. Falls wir mal in die Richtung fahren, will ich dran denken, hier vorbeizuschauen.
Was für eine fantastische Zufallsreise. Du gehst ja voll mit dem Trend, der sich „Mikroabenteuer“ nennt!
Achje, mit dem „Trend“ habe ich schon Anno Dunnemals in Hamburg angefangen, ungefähr mit Beginn dieses Blogs. So ziemlich das erste, was ich gemacht habe war eine rechts-links-Wanderung , die bei meiner Steuerberaterin an der Grindelalee anfing und irgendwie in Altona an der Elbe endete. Lustig fand ich die zwei Bäche-Tour, als ich hier ziemlich neu war und einfach einem Bachlauf gefolgt bin. Und die Rückenwind-Tour im vorigen Jahr war auch lustig, obwohl ich am Ende ziemlich abgesoffen bin.
genau genommen hatten meine Radreisen ja immer eine zufällige Komponente. Ich weiß selten, wo ich abends übernachte. Und einmal ca.1994 habe ich blind, mit einem spitzen Bleistift in einem französischen Michelin-Atlas rumgestochert und wo er getroffen hat, bin ich dann hingefahren.
Eigentlich heißt das „experimentelles Reisen“ Der Begriff „Zufallsreisen“ wurde inzwischen gekapert von Reisebüros, bei denen Du Reisen buchen kannst, bei denen Du nicht weißt, wo es hingeht, die aber organisiert sind. „The Lonely Planet Guide to Experimental Travel“ steht jetzt auf meiner Wishlist. Die Spielregeln kann man aber frei erfinden. Die BC-Version von Monopoly (das Original) ging ja auch schon in die Richtung.
Tolle Idee so spontan loszufahren,